Gegen den Fachkräftemangel: Gärtner aus Kolumbien

Allgemein

13.12.2022

Eine Sache kann kann man Uwe Keller-Tersch, seines Zeichens Geschäftsführer der Keller Tersch Garten und Landschaftsbau GmbH, wohl nicht vorwerfen: Dass er nicht bereit ist neue Wege zu gehen, wenn es um die Einstellung von Mitarbeitenden geht. So kommt es, dass in seinem Unternehmen seit Oktober ein Pärchen aus Kolumbien arbeitet.

In dem Pilotprojekt der Bundesagentur für Arbeit mit dem Landesverband „Garten-Landschafts-Sportplatzbau – Niedersachsen Bremen“, geht es darum Gärtner-Fachkräfte aus Kolumbien für Betriebe aus der Region zu gewinnen. „Nachdem wir uns dazu entschieden haben, dass wir Teil dieses Projekts sein wollen, haben wir im letzten Dezember per Video Bewerbungsgespräche mit Fachkräften aus Kolumbien geführt. Dabei sind wir uns mit einem Pärchen einig geworden, die dann im Oktober zu uns gekommen sind.“

Der Geschäftsführer gibt zu Bedenken, dass es natürlich nicht das Gleich sei, ob man in Kolumbien als Gärtner arbeite oder in Deutschland. „Die Ausbildung in Kolumbien liegt eher im landwirtschaftlichen Bereich, aber natürlich gibt es Überschneidungen.“ Ziel für die Zukunft sei es, dass der Berufsabschluss aus Kolumbien auch in Deutschland anerkannt werde. „Das wird vermutlich 18 Monate dauern bis das möglich ist, wir schauen jetzt wo die Defizite liegen und bringen den Beiden die Dinge nahe, die hier wichtig sind“, so Keller-Tersch.

Im Pflege-Bereich werden bereits seit einigen Jahren Fachkräfte aus dem Ausland nach Deutschland geholt. Die ZAV – Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit, hat aber weitere Projekte, wie die Gärtner aus Kolumbien. „Ich war selbst in Kolumbien und habe mir vor Ort angeschaut, wie die Ausbildung der Menschen abläuft und dann haben wir einfach mitgemacht. Wir bilden natürlich selbst aus und haben auch immer wieder interessante Initiativbewerbungen, aber es kann sicher nicht schaden, wenn man sich überall nach fähigen Mitarbeitern umschaut“, so der Geschäftsführer.

Zudem sei ihm das Thema Integration einfach wichtig. „Wir haben bereits Flüchtlinge aus Eritrea bei uns aufgenommen und sind mit dem Integrationspreis der Stadt Wolfsburg dafür ausgezeichnet worden und die Menschen sind heute wertgeschätzte Mitarbeiter.“ Eins sei dabei aber immer wieder deutlich. „Die Sprache ist der Schlüssel für ein gelungenes Ankommen. Deutsch bis A2 ist die Voraussetzung, dass die Gärtner überhaupt einwandern dürfen. Das ist dann aber wirklich noch Anfängerniveau. Unsere Erfahrung zeigt aber auch, wenn die Leute motiviert sind und zwei, drei Jahre hier im Land sind, dann entwickelt sich auch die Sprache“, berichtet Keller-Tersch. „Zum Glück gibt es bis dahin gute Übersetzer-Apps, mit denen kann man einiges abfangen (lacht).“

Um die bürokratischen Hürden habe sich überwiegend die Außenhandelskammer in Bogota und der Landesverband gekümmert, die Integration vor Ort liege jetzt bei ihm und seinem Team. „Es sind so typische, alltägliche Dinge. Es muss eine Wohnung angemietet werden, es braucht ein Bankkonto, Internet, eine Anmeldung im Rathaus, und Infos darüber, was und wo eingekauft wird.“ Natürlich koste das Zeit und Nerven und man müsse in Vorleistung gehen. „Meine Erfahrung zeigt aber auch, dass es sich absolut lohnen kann. Das ist ein neuer Weg, der sich aufgetan hat und wir sind gerne dabei und schauen, was sich daraus entwickelt. Wenn das praktikabel ist, kann man sicher schauen, wie man das zukünftig noch weiter verbessert.“, so Keller-Tersch.

Vielleicht auch ein Ansatz für andere Unternehmen und Branchen.