Darf der Arbeitgeber Fieber messen?

Allgemein

01.11.2020

Um die eigene Belegschaft vor einer Ansteckung mit Covid 19 zu schützen, kommen in einigen Betrieben Fieberscanner zum Einsatz, um bei erhöhten Temperaturen bei einem Arbeitnehmer reagieren zu können. Besonders Datenschützer werden bei solchen Maßnahmen hellhörig, die Frage nach der Verhältnismäßigkeit rückt in den Vordergrund.
Endgültig beantworten lässt sich die Frage aktuell nicht. So gibt es mitunter die Sichtweise, dass die Maßnahme mit dem Gesundheitsschutz der Belegschaft und zur Vermeidung von Infektionen abgedeckt sei. Lassen sich Ansteckungen auch durch individuelle Schutzmaßnahmen wie das Tragen von Gesichtsmasken oder durch organisatorische Maßnahmen wie die Entzerrung von Schichten oder Arbeitsprozessen erreichen, müssen Temperaturmessungen unterbleiben. Ein weiteres Gegenargument – eine erhöhte Temperatur ist noch kein Beweis für eine Corona-Infektion.
Vor allem die Verarbeitung der Daten ist dabei problematisch und wenn ein Mitarbeiter sich weigert gescannt zu werden, kann der Arbeitgeber auch keine Konsequenzen androhen. Sollte er ihn nach Hause schicken, muss er auch die Lohnkosten weiter voll zahlen. Eingeführt werden darf das Scannen in jedem Fall nur in Verbindung mit einer Datenschutzerklärung, in der die Mitarbeiter darüber aufgeklärt wurden, welche Daten der Fieberscanner aufzeichnet und wo diese Daten bleiben.
Sollen in Betrieben nach Abwägung der Verhältnismäßigkeit dennoch automatisierte Fiebermessungen durchgeführt werden, muss in Firmen mit einem Betriebsrat, dieser auch eingebunden werden. Das heißt es muss eine Betriebsvereinbarung geschlossen werden.
Gerichtsurteile liegen zu diesem speziellen Themengebiet noch nicht vor. Es gibt die Sichtweise, dass der Gesundheitsschutz den Datenschutz überwiegen könnte. Allerdings haben Datenschutzbehörden  auch deutliche Kritik angebracht, ein klare Linie fehlt bisher. In Branchen wo es möglich ist, raten Experten dazu die Arbeitnehmer ins Homeoffice zu schicken. Weniger Kontakte reduzieren das Infektionsrisiko.