Wo lassen sich pfiffige Fach- und Führungskräfte finden, wenn sie weder vom Himmel fallen noch auf der Straße liegen? Unternehmen können in ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investieren und damit in ihre Zukunft. Der Arbeitgeberverband Region Braunschweig e. V. und die Servicestelle Offene Hochschule Niedersachsen luden dazu ein, die Potenziale und die Vielfalt von akademischer Weiterbildung – auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne Abitur – zu entdecken. Studenten, Geschäftsführer, die Offene Hochschule und der AGV kamen so bei vollem Haus ins Gespräch.
Vielfältige Möglichkeiten
Monika Hartmann-Bischoff, Servicestelle Offene Hochschule Niedersachsen stellte nach der Begrüßung durch Cordula Miosga, AGV Region Braunschweig, die einzelnen Formate der Weiterbildung vor und gab Einblicke darüber, wie Hochschulzugänge auch ohne Abitur ermöglicht werden können. Zum Beispiel, wie man mit drei Jahren Ausbildung und drei Jahren Berufspraxis in einem Schwerpunktfach, auch ohne vorheriges Abitur studieren kann. Dabei sollte auch immer darauf geachtet werden, dass auch außerhochschulische erworbene Kompetenzen auf Studieninhalte angerechnet werden können. „Die Frage muss daher immer sein, welche Perlen haben Sie vielleicht schon im Betrieb, die zu Fachkräften weitergeschult werden können“, so Hartmann-Bischoff. Man sehe viele Chancen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer in diesem Bereich. Durch Weiterbildung könne man Mitarbeiter an das eigene Unternehmen binden, sich eigene Fachkräfte heranführen und so Mehrwert für beide Seiten bieten.
Erfahrungen austauschen
Aus der Studentenschaft berichtete Katharina Knispel, Notfallsanitäterin beim DRK Kreisverband Gifhorn e.V. während der Podiumsdiskussion über ihr Studium neben der Arbeit. „Mein Arbeitgeber ist mir sehr entgegen gekommen, es lief alles über Absprache und Vertrauen, damit ich genug Zeit für das Studium hatte.“ Jördis Heydel, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Marienstift Braunschweig ergänzte: „Der Mittelweg zwischen Praxis und Theorie ist für mich perfekt. 50 Prozent Arbeit 50 Prozent Studium, da unterstützt mich das Marienstift sehr gut. Die Tage vor meinen Prüfungen hatte ich bisher immer frei.“
„Das Modell muss passen“
Andreas Flohr, Account Manager bei der CSG – Consulting Gesellschaft für Systementwicklung und Maike Mispelhorn, Mitarbeiterin bei EWE Armaturen, arbeiten beide in Vollzeit und studieren zusätzlich. „Die Prüfungsleistung sind über das Jahr verteilt, dadurch ist es zu schaffen, es ist alles machbar, aber natürlich sitzt man auch nach der Arbeit hin und wieder bis 23- 24 Uhr an Präsentationen“, so Flohr. Beide haben an der Hochschule Harz das passende Modell gefunden. „Da muss man immer schauen, welche Lösung auch für einen selbst umsetzbar ist. Es sollte eigentlich schon machbar sein BWL berufsbegleitend in Braunschweig zu studieren“, übte Mispelhorn leichte Kritik am Angebot der Hochschulen vor Ort. Diesen Ball spielte Miosga weiter: „Attraktive berufsbegleitende Studiengänge sind ein absolutes Muss und da ist auch noch Luft nach oben, auch wenn schon viel passiert ist.“
Auch das Rechtliche muss passen
Beate Schulte-Schrepping und Jörn Langelotz, Rechtsanwälte des AGV Region Braunschweig, informierten im Anschluss über die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Flexibilität, Überstunden und die Chancen über ein Sabbatical die Zeit für ein Studium zu schaffen. Auch die Kosten und die Pflichten des Arbeitnehmers sollten dringend vertraglich geregelt werden. Darunter fallen zum Beispiel auch Rückzahlungsvereinbarungen, berichteten die Rechtsanwälte.
Vertrauen schaffen, Chancen nutzen
Abschließend kam es zur Talkrunde mit Unternehmensleitungen, Personalverantwortlichen und Hochschulvertretern, Jan-Peter Ewe, Geschäftsführer EWE Armaturen, Jörg Waldmann, Pflegedirektor des Krankenhauses Marienstift, Martin Hauck, FB Rettungsdienst DRK KV Gifhorn e.V., Angelika Schwarz, Vorsitzende des AWO Gesamtbetriebsrats, Felix Huchzermeyer, Geschäftsführer der CSG –Consulting Gesellschaft für Systementwicklung, Monika Hartmann-Bischoff, Servicestelle Offene Hochschule Niedersachsen und Ulrike Wrobel, Zentralstelle für Weiterbildung der TU Braunschweig, standen auf dem Podium und berichteten von ihren Erfahrungen. Der eindeutige Tenor Weiterbildung der Mitarbeiter sei enorm wichtig, es müsse ein Ziel sein, die eigenen Mitarbeiter möglichst optimal fortzubilden und so eigene Fachkräfte zu formen.
Hier finden Sie die Vorträge von Beate Schulte-Schrepping, Jörn Langelotz und Monika Hartmann-Bischoff.