Kerstin Kuechler-Kakoschke wird neue Chefin der Arbeitsagentur Braunschweig-Goslar und folgt damit auf Gerald Witt. Man merkt im Gespräch sofort, dass Sie für ihre Aufgaben brennt. Die gebürtige Hannoveranerin wuchs in Braunschweig auf, machte dort ihr Abitur und studierte Betriebswirtschaftslehre in Braunschweig und Göttingen. Sie ist zudem Diplom-Kauffrau. Am 1. Januar 1993 fing Sie als Trainee bei der Bundesagentur an und war in Braunschweig im Fachvermittlungsdienst tätig. Insofern schließt sich nun ein wenig der Kreis, wenn Sie im Januar in die Löwenstadt zurückkehrt. Nach Führungspositionen u.a. in Helmstedt, Hannover und Uelzen, war Kuechler-Kakoschke in den letzten fünf Jahren Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Lüneburg-Uelzen.
„Führung geht nicht ohne Kommunikation“
„Für mich stand nach dem Abitur fest, dass ich im Personalwesen arbeiten wollte“, erinnert sich Kuechler-Kakoschke heute, wenn man Sie nach Ihrem Weg zur Arbeitsagentur fragt. Personalvermittlung ist ihr Thema und so hat Sie für sich den perfekten Platz gefunden.
Die neue Agenturchefin ist verheiratet und lebt mit ihrer Familie bereits in Braunschweig. Ihre Zwillinge sind mittlerweile Mitte 20. Das Pendeln hatte Sie sich in den vergangenen Jahren durch eine Wohnung in Lüneburg erspart. An der Region schätzt Sie besonders die genau richtige Größe, die einem alles bietet, auch unter kulturellen und freizeitlichen Aktivitäten.
Zum Start in der Löwenstadt möchte Sie genau auf die neuen Partner eingehen und Bedürfnisse aus der Region in die künftige Strategie einbinden. „Führung geht nicht ohne Kommunikation“, so Ihr Credo. Und Kommunikation gehöre zu Ihren Stärken. „Ich möchte erst einmal reinhören, was sind denn die konkreten Bedürfnisse. Ich kenne natürlich die Themen, aber im Detail gibt es immer Unterschiede. Sicherlich wird die Berufsorientierung und die Qualifizierung von Beschäftigten dabei einer Rolle spielen.“ Das beim Qualifizierungschancengesetz noch nicht alles optimal läuft, ist der neuen Chefin klar. „Wir können Maßnahmen ab 120 Stunden fördern, oftmals sind es aber kürzere Intervalle in den Unternehmen. Dazu bräuchten wir eine Veränderung in den gesetzlichen Voraussetzungen.“ Zudem seien aber auch nicht alle Firmen so weit und könnten ganz genau sagen, wo bei die Reise hingeht. „Da braucht es sicher wieder ein enges Netzwerk und den Austausch, um dort die richtigen Antworten als Agentur zu geben.“
Integration nicht immer ganz trivial
Daneben müsse sich auch die Agentur ein Stück weit entwickeln. „Es wird darum gehen auch Unternehmen stärker zu beraten, wie können sie sich im Wettbewerb um die Arbeitskräfte besser aufstellen, das verändert natürlich auch das Angebot der Agentur.“ Deutlich werde aber eben auch, dass sich der Arbeitskräftemangel überall finde. Wie man noch mehr Menschen in Arbeit bringen kann, sei deshalb ein zentraler Ansatzpunkt. Das Thema Ausbildung müsse ein wichtiger Faktor sein, die Potentiale von Langzeitarbeitslosen weiterentwickeln, die Erwerbstätigkeit von Frauen weiter gestärkt werden. Dazu kommt die stille Reserve – Menschen die nicht am Erwerbsleben teilnehmen, wie können wir diese gewinnen, Fachkräfte aus Drittstaaten“, da haben wir viel zu tun so Kuechler-Kakoschke. Ein modernes Zuwanderungsgesetz müsse eine weiterer Baustein sein. Denn jemand hier komplett in Kultur und Arbeitsleben zu integrieren, das sei eben nicht ganz trivial
„Der Tag ist lang – aber ich liebe das!“
Ein aktuelles Beispiel verdeutlicht das. „Der Wunsch Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen und in Arbeit zu bringen ist bei den Unternehmen groß, aber es hat sich wieder gezeigt, dass die Sprachbarriere es oft schwer macht. Weiterhin ist es schwierig Berufsabschlüsse hier anerkennen zu lassen. Das zeigt eben auch, dass es nicht damit getan ist, einfach jemanden in das Land zu holen, es muss dann auch jemanden geben, der sich um die Rahmenbedingungen und den sozialen Anschluss bemüht.“
Um allen Punkten gerecht zu werden will Kuechler-Kakoschke eng im Austausch mit den Unternehmen sein, auch um zu wissen, wie verändert die Transformation einzelne Berufsfelder genau, was wird vielleicht künftig gefordert, wie verändert sich die Ausbildung und was kann man mit Qualifizierung erreichen. „Ich schaue gern in die Zukunft und gestalte und gehe das dann auch eigenständig an. Mein Arbeitsalltag besteht aus Kommunikation – ich mag es mit den Menschen zu sprechen. Der Kalender ist voll, der Tag ist lang – aber ich liebe das!“ In Zukunft dann wieder in der Heimat Braunschweig.