Mitte Mai kamen interessierte Personalverantwortliche unserer Region zum 26. HR-RoundTable in der WelfenAkademie zusammen. Nach einleitenden Worten vom Geschäftsführer der WelfenAkademie, Dr. Jens Bölscher, zum Thema Fachkräftemangel sowie den Herausforderungen, die der fehlende Abiturjahrgang im Jahr 2020 mit sich bringt, wurden vom Referenten Dr. Florian Löbermann alternative Rekrutierungswege für Auszubildende aufgezeigt und im Plenum angeregt diskutiert. Im zweiten Teil der Veranstaltung stellte Sandra Bierod-Bähre, Bereichsleiterin Personal/ Juristin der KIND Unternehmensgruppe, Business Moderation als neue Aufgabe für HR vor.
Der Leiter der beruflichen Bildung der Salzgitter Flachstahl GmbH sprach eingehend über seine Erfahrungen mit Studienabbrechern, denen berufliche Chancen im Betrieb aufgezeigt werden können. Seiner Ansicht nach bringen die jungen Bewerber, die sich für einen Wechsel vom Studium in eine betriebliche Ausbildung entschieden haben, eine hohe Eigenmotivation mit um ihre Ausbildung zügig und erfolgreich zu absolvieren. Löbermann geht davon aus, dass die betriebliche Anstellung von Studienabbrechern eine weitere Möglichkeit ist, den drei großen Trends „Digitalisierung, abweichende Arbeitsvorstellungen der Generation X, Y & Z sowie dem demografischen Wandel“ zu begegnen. Manchmal kann ein Wechsel in ein duales Studium oder eine Werkstudententätigkeit ebenfalls eine sinnvolle Entscheidung sein. Positive Erfahrungen bei der Rekrutierung dieser Zielgruppe hat er in der Zusammenarbeit mit dem Programm „Wegbereiter – Perspektiven trotz Studienabbruch“ der Zentralen Studienberatung der TU Braunschweig gesammelt. Die Salzgitter Flachstahl GmbH achtet darauf, dass sich die Studierenden eingehend mit ihrer Situation, ihren Bedürfnissen und Berufszielen auseinander gesetzt haben, bevor sie sich exmatrikulieren um in eine betriebliche Beschäftigung zu wechseln. Das Bewerbungsverfahren für die jährlich 550 Ausbildungsplätze der Salzgitter Flachstahl GmbH in der Region Braunschweig wurde zudem angepasst. Es gibt für Ausbildungsplätze keinen Bewerbungsschluss mehr, sondern ausschließlich Stellenausschreibungen. Nähere Informationen zum Projekt finden Sie auf folgender Homepage: http://www.wegbereiter-studienabbruch.de
Um zudem als attraktiver Arbeitgeber von potenziellen Bewerbern wahrgenommen zu werden, hat die Salzgitter Flachstahl GmbH sich dem Imageproblem der Stahlindustrie angenommen. Herr Dr. Löbermann berichtet von der Entwicklung der werteorientierten Imagekampagne „Sei Teil von etwas Grossem“ sowie der positiven Resonanz auf die Einrichtung eines Smart Labors für Auszubildende. In diesem begeistern sich mittlerweile nicht nur die jüngsten Angestellten für digitale Technologien – so ist es zum Beispiel möglich sich mit Augmented Reality, virtuellem Schweißtrainer, 3D Druck & Co vertraut zu machen.
Im zweiten Teil der Veranstaltung stellte Frau Bierod-Bähre, Bereichsleiterin Personal/ Juristin der KIND Unternehmensgruppe, Business Moderation als neue Aufgabe für HR vor. In Zeiten von Selbstorganisation und agilen Teams können Meetings durch Personaler zielgerichtet vor- und nachbereitet sowie gelenkt werden. Gelenkt in der Moderation durch Fragen, so dass das Miteinander effektiv gestaltet wird. Frau Bierod-Bähre zeigte auf, wie wichtig es ist, dass zu Beginn einer Besprechung allen Teilnehmenden der Zweck der Zusammenkunft klar ist. Ihrer Erfahrung nach hilft eine Business Moderation insbesondere agilen Teams in der Themenklärung, der Aufgabenverteilung, der Zieldefinition und -erreichung und ermöglicht das Aufzeigen unterschiedlicher Perspektiven. Zudem können etwaige Konflikte durch den Business Moderator geklärt und – aufgrund seiner Methodenkompetenz – Ideen weiterentwickelt bzw. Bedenken ausdiskutiert werden. So kann es sinnvoll sein, dass der Business Moderator die Iterationsspirale anwendet, bei der eine Idee hinterfragt wird, indem sowohl alle „Geht doch, weil …“ als auch „Geht nicht, weil …“ Aspekte zusammengetragen werden. Zudem kann der Business Moderator die agilen Teams immer wieder an den Sinn und Zweck der Zusammenarbeit erinnern (Wozu tun wir das?), den Blick durch die interne und externe Kundenbrille fordern (Für wen tun wir das?), den Fokus auf das Ergebnis ausrichten (Was soll in der gesetzten Zeit erreicht werden?) und die Erfolgskriterien klären bzw. daran erinnern (Woran messen wir das Ergebnis?). Festzustellen ist, dass jedes Meeting nur so gut ist wie seine Vorbereitung (u.a. Tagesordnung, Zeitplanung, Protokollführung) und ein Business Moderator insbesondere agile Teams ohne eine Führungskraft als auflösenden Entscheider zielführend begleiten kann. So ist – frei nach Heraklit von Ephesus – „Nichts so beständig wie der Wandel“.
Ist Business Moderation eine mögliche Aufgabe für meine Personalabteilung? Probieren Sie es aus – wir sind gespannt auf Ihre Erfahrungen! Der HR-RoundTable ist ein bundesweites Netzwerk für Personalverantwortliche und wird in Braunschweig vierteljährlich in Kooperation mit dem Arbeitgeberverband Region Braunschweig und der WelfenAkademie ausgerichtet. Er bietet Personalverantwortlichen ein offenes Austauschangebot, bei dem jeweils zwei Impulsvorträge aus der regionalen Personalpraxis erste Anregungen für den sich anschließenden Austausch liefern: bei erfrischenden Getränken und appetitlichen Häppchen.