In inspirierender Umgebung, auf der Domäne Schickelsheim, fand in diesem Jahr die Zusammenkunft der Arbeitgeber der Region Braunschweig-Wolfsburg statt. Das Thema des Abends: die neue Arbeiterlosigkeit.
Nicht nur an Flughäfen fehlt es an Personal. Längst ist aus dem Fachkräftemangel ein Kräftemangel geworden. Gerade jetzt – wo doch Weltpolitik, Nachhaltigkeit, Infektions- und Lieferketten für mehr und nicht weniger inländische Produktion sprechen.
Ist das alles der Vorgeschmack auf einen demografischen Wandel, der mit dem Ruhestand der Babyboomer erst noch voll zuschlägt oder einfach eine misslungene Ressourcenallokation auf unserem Arbeitsmarkt.
Mehr Mindestlohn für mehr Innovation?
Stepstone-CEO und Speaker Sebastian Dettmers fand deutliche Worte, warum die Ausgangslage am Arbeitsmarkt eine ernsthafte Bedrohung für unseren Wohlstand ist und dass wir dringend produktiver im Dienstleistungssektor werden müssen. Mit seinem aktuellen Buch #ARBEITERLOSIGKEIT hat der Stepstone-Chef eine Punktlandung in einer sich zuspitzenden Debatte gelandet.
Seine zentralen Thesen: Aus unseren Ausländerbehörden müssen Welcomecenter werden, wir werden das Problem nur mit deutlicher Zuwanderung überhaupt bewältigen können. Deutschland braucht dazu dringend ein modernes Zuwanderungsrecht und muss sich im globalen Wettbewerb um Talente aktiv positionieren. Dazu machen Produktivitätssteigerung uns nicht arbeitslos, befand Dettmers sondern stärker. Natürlich werden dadurch Jobs wegfallen, aber das wird nur ein Problem, wenn man die frei werdenden Arbeitnehmer nicht für die neuen Aufgaben gewinnt. Es sei an der Zeit, dass der Dienstleistungssektor und die Verwaltung KI und Digitalisierung als Chance und nicht als Jobkiller betrachten.
Mindestlohn als Lösung?
Hier bringt Sebastian Dettmers die These auf, dass ein Mindestlohn von 20 Euro Unternehmen schnell dazu bringen könnte, einzelne Prozesse zu überdenken und zu automatisieren. Mit dem Nebensatz, dass dies innerhalb der nächsten 10 Jahre passieren müsse, nahm die Schnappatmung bei einigen im Saal wieder etwas ab. Daneben sei es von elementarer Bedeutung, dass die Bildungsanstrengungen intensiviert werden. Eine der stärksten Technologienationen der Welt könne sich gerade in Zeiten von Arbeiterlosigkeit weder Schulabbrecher leisten noch Lebensläufe ohne jede Weiterbildung.
In einer anschließenden Talkrunde wurde mit den Gästen kritisch über aktuelle Rahmenbedingungen diskutiert. Andrea Belegante, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Systemgastronomie e. V. (BdS) und Johannes Vogel MdB brachten unterschiedliche Sichtweisen ein, waren sich aber auch einig, dass Zuwanderung ein zentrales Thema bei der Bewältigung der Aufgabe darstellen muss. Zudem forderte Belegante bessere Rahmenbedingungen der Politik, es sei immer noch viel zu aufwendig Arbeiter aus dem Ausland für Tätigkeiten in Deutschland einzustellen. Es sei enormer Handlungsbedarf. Johannes Vogel dachte offen über ein Zuwanderungsgesetz wie in Kanada oder Neuseeland nach, zudem müsse man sich international um Arbeitskräfte bemühen, um das Problem überhaupt lösen zu können.
Wir freuen uns, dass so viele Gäste den Weg zu unserem Event gefunden haben. Dank auch an unsere Sponsoren i-unit group i-profile und die Harald L. Bremer GmbH