Im Gespräch mit: Udo Borgmann

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16.11.2017

Udo Borgmann (Pan Acoustics GmbH, Wolfenbüttel) zu finden, ist nicht so einfach. Aber weltweit kann man sein Ergebnis aus hervorragender Technik ´Made in Germany´ hören. Das Klangkonzept des Kreuzfahrtschiffes Pride of America mit 10.000 Lautsprechern stammt von ihm. Der Mailänder Dom hat sein Allerheiligstes von ihm beschallen lassen. Aktuell liegt eine Anfrage aus Mekka vor… So einzigartig wie seine Akustik ist er selbst: Fairness ist seine Firmenstrategie. Kunden und Lieferanten behandelt er wie Freunde. Ab nächstem Jahr gibt er zehn Jahre Garantie auf seine Ware.

 

Obwohl er seine Firma bereits in 2002 gegründet hat, hat sie bis heute den Charme eines Start up nicht verloren: Die Zentrale befindet sich in der KuBa – Halle mit einem unspektakulären Ambiente – keine Designermöbel, kein Schnickschnack und kein Hinweis auf den Weltglanz…unprätentiös. Seine Firma bietet Hightech mit einem breit aufgestellten Expertenwissen und schafft hochwertige akustische Lösungen auch für schwierigste Umgebungen.Udo Borgmann ist ein kreativer Kopf und ein Workaholic, der für Technik in höchster Qualität brennt. 20 Mitarbeiter und ein Umsatz von 2,5 bis 3 Millionen Euro bestätigen seine Firmenphilosophie. Eigenkündigungen kennt sein Betrieb nicht, Bewerbermangel und demographische Entwicklung sind ihm unbekannte Problemzonen.

Von Nischen und Extremen

 

„Wir haben eine Nische gefunden. Es gibt Bedarf und es gibt Personen, die wissen gar nicht, dass es dafür Lösungen gibt, die wir anbieten, z.B. seewasserfeste Lautsprecher für große Reichweiten. Das kann in der Seenotrettung Menschenleben retten. Wir entwickeln Produkte, die auf dem Markt gebraucht werden und im Investitionsgütergeschäft 10 bis 15 Jahre halten.“, erklärt Udo Borgmann ruhig und fast schon bescheiden. 70% seines Umsatzes macht er mit Export. Gerade war er für den Nds. Außenhandels- und Wirtschaftspreis nominiert. Er hatte ursprünglich einige Semester Jura studiert und dann zu Elektrotechnik gewechselt. Die Juristerei entsprach nicht seinem Gerechtigkeitsempfinden und war ihm auch zu wenig kalkulierbar. Das ist bei Technik anders. Udo Borgmann hat sich seinen Erfolg erarbeitet. Er hat Eigenkapital investiert, Kredite aufgenommen, um seine Firma zu finanzieren und es hat seine Zeit gedauert, bis sich Gewinne einstellten.

 

Bevor er in die Selbständigkeit ging, war er für einen großen Konzern tätig. „Man sollte als Chef auch mal die Mitarbeiter ganz unten fragen, auch den Mann, der den Müll wegbringt. Es ist unglaublich, was in Mülltonnen vertuscht wird. Wir haben eine sehr kleine Mülltonne. Bei uns gibt es auch keinen FroG (= Firmenrundgang ohne Grund). Hier sind alle mit Leidenschaft bei der Sache“, sagt Udo Borgmann und grinst.

Die Firmenphilosophie

 

Die Großprojekte bearbeitet er mit Vertriebspartnern und Firmen, die seine Produkte installieren. Dabei ist ihm die Verlässlichkeit seiner Partner ebenso wichtig wie sein Credo, dass alle mit ihren Prozenten leben können müssen. Sein Netzwerk ist durch Fairness gekennzeichnet. Eine Einstellung, die in der heutigen Zeit und insbesondere in der Wirtschaft nicht oft zu finden ist. “Ich erlebe in der Wirtschaft immer mehr den Verfall von Ethik und Moral. Unsere Händler, Kunden und Lieferanten sind unsere Freunde. Wir geben faire Preise und faire Rabatte. Wir handeln nicht bis zum Exzess. Wir wertschätzen die Menschen. Wir sind nicht die Preisgünstigsten. Aber unsere Qualität ist unschlagbar. Wir planen kein Servicegeschäft und keine Verschleißteile ein – unsere Sachen halten „ewig“.“, so Udo Borgmann.

Mekka trifft auf Pan Acoustics

 

„Unsere “Made in Germany“-Qualität ist im Ausland sehr geschätzt. In Saudi – Arabien haben wir eine exklusive Vertriebsfirma. In Mekka kommt man als Christ nicht hinein. Unser Mittelsmann hat unsere Produkte auf einer Messe entdeckt und war begeistert. Wir sind die einzigen, die wetterfeste Lautsprecher für extreme klimatische Bedingungen anbieten. In Saudi – Arabien herrschen im Sommer im Schatten teilweise 50 Grad. Bei einem Test im Innenareal von Mekka haben die amerikanischen Modelle versagt und unsere einwandfrei funktioniert. Jetzt kommt der technische Leiter von Mekka mit saudischen Ingenieuren zur Augenscheinnahme nach Wolfenbüttel, um sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen. Es geht bei dem Auftrag um die gesamte technische Infrastruktur von Mekka. Ziel ist eine akustische Sicherung von ganz Mekka.“, so Udo Borgmann ein wenig nervös. Der Auftrag soll nicht nur das Ausrufen der Gebete sichern, sondern auch bei terroristischen Anschlägen oder Massenpaniken die Koordination sicherstellen. Kommt Udo Borgmann dann auf die Preferred List, wird Medina als Kunde folgen… Sicherheitstechnik fasziniert Udo Borgmann. Wenn er sich einen Auftrag aussuchen könnte, würde er gern die Sicherheitstechnik von Deutschland mitplanen. Er sieht bereits jetzt große technische Probleme im Katastrophenfall auf Deutschland zukommen.

 

Ein Wimpernschlag

 

Udo Borgmann hatte vor einem Jahr einen schweren Autounfall. Mit 100km/h ist ihm ein Auto in die Seite seines Pkw gefahren – alle 6 Airbags platzten auf. Der Aufprall eine 20stel Sekunde später – ein Wimpernschlag – und er wäre tot gewesen. Was dann folgte, waren ein Jahr Krankenhaus, Reha, Arzttermine. „Wenn man als Mister Unkaputtbar durch die Welt läuft, wirft einen ein solches Ereignis komplett aus der Bahn. Verrückterweise war es das beste Jahr der Firmengeschichte“, erzählt Udo Borgmann lachend. Seitdem macht er einige Dinge bewusster. Wenn er sich einen Menschen aussuchen könnte, mit dem er eine Tasse Kaffee trinken könnte, fiele seine Wahl auf Udo Lindenberg. „Ich mach‘ mein Ding – ist auch etwas, was mich beschreibt“, so Udo Borgmann.