Es tut sich was im Bereich des Wagniskapitals. Nachdem im Startupmonitor unseres regionalen Ökosystems (Update erscheint am 19.12.2022!) zuletzt immer wieder fehlendes Wagniskapital als einer der Hauptnachteile des Ökosystems kritisiert wurde, scheinen nun gleich mehrere Optionen für Startups der Region greifbar zu werden.
Mit BANSON (steht für: Business Angel Netzwerk SüdOstNiedersachsen) gibt es bereits eine gute Anlaufstelle für junge Startups, die auf der Suche nach ersten größeren Investments und strategischen Partnern sind. Doch die Ticketgröße der Investments liegen häufig bei maximal 300 bis 400 TEUR. Gerade Hightech-Startups brauchen aber schnell früh deutlich größere Summen.
Mit den regionalen Wachstumsfonds, die das Land Niedersachsen im Rahmen seiner Startup-Strategie initiiert hat, ergeben sich nun womöglich neue Chancen. Zwar ist es in der Region Braunschweig-Wolfsburg nicht gelungen, einen eigenen Fond zu etablieren, doch womöglich liegt darin nur eine noch größere Chance.
So ist es gelungen, dass der in Hannover initiierte Fond „Invest Impuls Scale“ eine Kooperation mit der Region Braunschweig-Wolfsburg eingeht. Konkret werden so nicht nur die in Hannover eingeworbenen privaten Mittel durch die NBank verdoppelt, sondern auch die in der Region Braunschweig-Wolfsburg eingeworbenen Mittel. Der Fond wird von den Fondsmanagern der EnjoyVenture gemanagt und hat bereits ein Volumen von über 25 Millionen Euro, das auf bis zu 40 Millionen Euro anwachsen soll. Finanziert werden sollen damit bis zu 40 Startups mit innovativem, skalierbarem Geschäftsmodell, starker Alleinstellung, nachweislichem Proof of Concept und Proof of Market sowie ersten substanziellen Umsätzen. Im AGV-Briefing berichtet Alexander Gebler, einer der Fondsmanager über die Vorteile für Investoren wie Startups. So geht es mit dem Fond um mehr als Regionalförderung. Investoren mit einem Anlagevolumen von mindestens 200.000 EUR im Pooling oder 500.000 EUR als Einzelinvestment können über die 10 Jahre Laufzeit des Fonds mit attraktiven Renditen und Zugängen zu den innovativen Startups und ihren Wachstumsmärkten rechnen. Die von privaten Investoren eingeworbenen Mittel kann der Fond grundsätzlich auch außerhalb Niedersachsens investieren, die vom Land bzw. der NBank verdoppelten Investments müssen im Land Niedersachsen investiert werden. Die Pressemitteilung mit weiteren Informationen, finden Sie hier. Für manche Startups lohnt sich womöglich auch ein Blick auf den regionalen Wachstumsfond aus Osnabrück, SCALEHOUSE. Dieser Fond hat aufgrund seiner Investorenaufstellung besondere Zugänge im Bereich Agrar Tech, Food Tech und digitale Geschäftsmodelle und kann ebenfalls auch in ganz Niedersachsen investieren.
Doch während diese Fonds noch im Aufbau sind, lohnt sich für Startups auch weiterhin der Blick nach Berlin. Dort sitzen zahlreiche und sehr finanzstarke Venture Capitalists, die sich für einen Dealflow auch außerhalb der Hauptstadt interessieren. Das ist das klare Ergebnis einer gemeinsamen Delegationsreise des Braunschweiger Ökosystems, die von AGV-Beirätin Johanna Heß und AGV-Hauptgeschäftsführer Florian Bernschneider initiiert wurde. Unter der Führung von Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum fanden Gespräche mit den Teams von bmp Venture und EARLYBIRD statt. Beide sind etablierte und erfahrene Wagniskapitalgeber und haben mit Peaches bzw. UNI-X zwei Fonds, die wie maßgeschneidert für die Bedürfnisse von Startups aus der Region Braunschweig-Wolfsburg sind.
Im aktuellen AGV-Briefing berichtet Joerg Sommer, wie Peach als Fond, in die Schnittstellen von Energie, Mobilität und Software investiert. Die Region Braunschweig-Wolfsburg ist aus seiner Sicht wie gemacht für diesen Investitionsansatz, weil im Rahmen der Transformation der Industrie ganz neue Netzwerke und Ökosysteme von Startups, Forschung und Konzernen notwendig werden. Eine Stärke, die auch das Team von UNI-X klar erkannt hat. Das Fondvehikel von EARLYBIRD ist gerade für junge Hightech-Gründungen aus dem Uni- und Forschungsumfeld konzipiert.
Ergebnis der Delegationsreise ist in jedem Fall, dass man keine falsche Scheu vor Wagniskapitalgebern aus Berlin haben braucht. Das Team von UNI-X berichtet, dass es ein klarer Trend vieler Wagniskapitalgeber ist, außerhalb von Berlins zu investieren, weil dort die Standortbedingungen für Hightech häufig besser sind. Joerg Sommer hat im Gespräch mit dem AGV auch deutlich gemacht, dass die Ambitionen unterschiedlicher Wagniskapitalgeber nicht schädlich sind. Im Gegenteil: In diesen Engagements stecken womöglich auch Kooperationspotentiale oder gar mögliche Co-Investments. In jedem Fall spräche das Interesse regionaler wie überregionaler Fonds für die Attraktivität des Standorts. Mit dem Aufbau eines Ökosystems um die starke Industrie der Region gäbe es in den kommenden Jahren in jedem Fall genügend Investmentchancen für viele Akteure.
Im Frühjahr und Sommer 2023 sollen weitere Treffen und Veranstaltungen stattfinden, um jungen Startups der Region Braunschweig-Wolfsburg mit den unterschiedlichen neuen und etablierten Wagniskapitalgebern zu verbinden.