Vom einstigen Startup als Reinigungsunternehmen zum Global Player mit 500 Beschäftigten und 25 Millionen Jahresumsatz. Das ist die Erfolgsstory von Lothar Clavey. In dem Wort Motivation steckt das Wort Motiv und dann kommt die Aktion und ich bin gespannt auf den Macher mit Sitz in der Roggenmühle und auf seine Motivation.
Lothar Clavey ist der Unternehmensgründer. Er kommt aus einer Eisenbahnerfamilie: Vater, Großvater, Urgroßvater – alle waren Eisenbahner. Er hat schon als Kind versucht, für sich selbst zu wirtschaften. Die üblichen Jobs von Zeitung austragen über Gastronomie und Industrie. „Es ging darum: Wie lässt sich das Leben als jugendlicher selbst gestalten? Ein bisschen Geld in der Tasche zu haben, war hilfreich“, erzählt er schmunzelnd. Nach dem Realschulabschluss führte er zunächst die familiäre Eisenbahnertradition fort und lernte Mechatroniker für den Bereich Signaltechnik.
Der Einsatz mit Sigmar Gabriel
Danach ging er sechs Jahre zur Bundeswehr, genauer gesagt zur Luftwaffe, er war in Goslar stationiert. In seiner Kompanie lernte er den jetzigen Vizekanzler, Sigmar Gabriel, kennen. Viele Jahre später kreuzten sich ihre Wege erneut und der Kontakt besteht bis heute fort. Lothar Clavey sagt von sich selbst, dass er politisch interessiert sei, aber keiner Partei angehöre. Während der Zeit hat er auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nachgeholt und später an der TU Braunschweig Elektrotechnik studiert. Die Automobilindustrie hat ihn schon immer fasziniert. Er hatte dort früh gearbeitet und erste Kontakte geknüpft. Er ist überhaupt ein großer Netzwerker. Zweimal im Jahr findet die von ihm kürzlich gegründete Männerrunde „MK“ statt. 25 Entscheider aus verschiedenen Branchen sind hier aus ganz Deutschland und darüber hinaus vertreten, um sich auszutauschen und Spaß zu haben.
Die Anfänge
„Und dann habe ich einfach mal nachgefragt und verdeutlicht, dass ich mich in dem Bereich gern selbständig machen möchte“, so erklärt er die Gründungsphase im Jahr 1984. „Ich habe ein Gewerbe angemeldet, eine Gesellschaft gegründet und mit zwei Mitarbeitern losgelegt“, erzählt Herr Clavey. Mutig. Bereits zu Beginn wurden an Anlagen Instandhaltungsarbeiten (Reparaturen, Neuaufbauten) durchgeführt, aber zunächst nur kleinere Aufträge. Größenordnung um die 10.000 DM. Dann erweiterte sich das Spektrum hin zur Industriereinigung. Was heute Outsourcing ist, war früher schlicht Projektarbeit. Früh ging er selbst in den Vertrieb. Er nutzte hierfür Weiterbildungsmaßnahmen an der IHK, in denen er auch sein Netzwerk erweiterte. „Ich merkte sehr schnell, dass die handwerkliche Kunst nicht ausreicht. Ein Unternehmer muss breit aufgestellt sein“, konstatiert er.
Warum Vorkasse sinnvoll sein kann
Nach 1 ½ Jahren verschlug es ihn kurz nach Kopenhagen. Dort gab es einen dänischen Anlagenbauer, für den eine Anlage in Salzgitter aufgestellt wurde. Jedoch war leider seine Zahlungsmoral abhandengekommen. Damals war Digitalisierung noch nicht mal als Begriff vorhanden. „Ich fuhr also zur Hauptpost, guckte in die Gelben Seiten, hatte vorher überlegt, dass ich über Puttgarden mit dem Auto nach Kopenhagen könnte und stand am nächsten Morgen dort in der Firma. Ich bin nicht eher gegangen bis ich Bargeld hatte. So lernt man das Unternehmertum von der Angebotsseite bis zur Geldeintreibung“, schmunzelt Lothar Clavey. Er weiß, was er will und nimmt die Dinge beherzt selbst in die Hand.
Es geht bergauf
Die Grenzöffnung in 1989 eröffnete ihm einen neuen Markt. Eine blaue Abgasfahne von Trabis am Himmel kam ihm entgegen. „Alle wollten raus, nur ich wollte rein“, lacht er. Bei der Staatsbank der DDR eröffnete er zur Verwunderung aller ein „Konto Mark“ (alte DDR Währung). 1992 – eine erste Ausschreibung über einen längeren Werkvertrag für die Volkswagen AG im Werk Braunschweig legte den Grundstein. Es war der Schmierdienst ausgeschrieben. „Meine unternehmerische Vision war nicht, nur den Schmierdienst auszuführen. Anfänglich wurde auf Papier dokumentiert, das gab uns die Möglichkeit eine eigene „Software“ entwickeln zu lassen und damit über die Verbrauchszahlen Leckagen zu lokalisieren und instand zu setzen. Das war der Traum und er erfüllte sich auch. Das Projekt nannten wir „Von der Ölkanne zum Fluidmanagement“, sagt’s und hat dabei Glanz in den Augen.
Was den Erfolg von Clavey ausmacht
„Unsere Unternehmensphilosophie fordert uns, beim Kunden mit offenen Augen und Ohren sensibilisiert zu sein. Wir analysieren, welche Möglichkeiten und Chancen über das Leistungsverzeichnis hinaus bestehen und bieten in diesem Zusammenhang praktikable Lösungskonzepte. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir leisten damit einen technologischen Vorschub. Leistungsverzeichnisse werden auf Basis der Vergangenheit erstellt. Die Bearbeitung der Ausschreibung ist das Jetzt. Und in der Realisierung haben wir es mit der Zukunft zu tun. Wir stehen für Wert- und Zukunftsorientierung“, so Lothar Clavey. Das Geschäft wurde auch nach Polen hin erweitert, wo Clavey für einen OEM die Technik des gesamten Karosseriebaus instant setzt. Polnische Fachkräfte wurden rekrutiert. Über die Jahre wurde dort eine Clavey Akademie aufgebaut. Es werden eigene Fachkräfte ausgebildet, Universitäten begleitet. Auch das Werben von zukünftigen Kollegen wird finanziell honoriert. Ein solches Konzept funktioniert nur mit zufriedenen Mitarbeitern und bei uns war und ist es ein voller Erfolg.
„Diesel-Gate“ hat sich nicht negativ ausgewirkt, da sich die Firma auf den Bereich Karosserie- und Fahrwerktechnologie konzentriert hat, erfahre ich. Zukunftsorientiert arbeitet die Firma Clavey auch heute schon in der E-Mobilität mit Firmen wie Panasonic zusammen (Batterien). Technologietransfer und Innovationsthemen sind eine Herzensangelegenheit der Firma. Auch Zulieferer werden in ihren Prozessen unterstützt und durch die Know How Träger des Unternehmens Clavey werden Optimierungsmaßnahmen analysiert und eingeleitet. So lernen wir durch Projekte beispielsweise Zuliefererindustrien in Afrika, Mexiko, China und Indien kennen. Daraus entstehen meist Partnerschaften, die kontinuierlich wachsen und sich zu einem sehr interessanten Markt entwickeln. Der Netzwerker, Lothar Clavey, liebt den Austausch und das Verfolgen von Visionen. Aktuell nimmt er den Erfolgskurs mit Predictive Maintenance (vorausschauende Instandhaltung) auf und ein Mitarbeiter des Clavey Teams wird auf der 8. Deutschen Fachkonferenz vom SV im November in Köln einen Vortrag zu diesem Thema halten.“
Soziales Engagement und sonst so
Lothar Clavey lässt andere auch gern am Erfolg teilhaben. So ist seine Firma Seniorpartner beim ATP Turnier, Sponsor beim IHK Sozialtransferpreis, Unterstützer beim Be your own hero Verein etc.
Lothar Clavey Spieler im Commerce Skatclub Braunschweigs. Im Sommer ist er ferner der Grillmaster schlechthin und macht die besten Rouladen, erfahre ich. In der Firma arbeiten auch seine Frau und zwei seiner Töchter: „We are a family“…