Im Gespräch mit... Nicole Schwalm

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11.11.2020

Im Gespräch mit Phils-Chefin Nicole Schwalm, sprechen wir über die Auswirkungen des November-Lockdowns, ihre Begeisterung für die Gastronomie, den Austausch mit der regionalen Wirtschaft und erfahren, warum für sie reine Online-Events keine Lösung für die Zukunft sein können.

 

Frau Schwalm, vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit für ein Interview mit uns nehmen. Corona ist wieder vermehrt auf dem Vormarsch und wir müssen unsere Kontakte reduzieren. Wie geht es Ihnen damit und vor allem Ihrem Business?

Persönlich geht es uns gut. Wir und unsere Mitarbeiter sind gesund. Dem Business geht es auch gut, aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass das so langfristig weitergehen kann.

 

Bevor wir weiter einsteigen, welche Einrichtungen und Leistungen stehen eigentlich hinter Phils Events? Was ist Ihre Aufgabe und wie ist das alles entstanden?

Wir sind ein Fullservice-Eventdienstleister mit eigenen Location in und um Braunschweig. Wir planen Events, entwickeln Konzepte und führen alles zu annähernd 100 Prozent aus. Ich bin der kreative Kopf, der die Zahlen im Blick hat und ich weiß, wie das Endprodukt aussehen soll. Für alles was dazwischen liegt, haben wir ein tolles Team um uns herum.

 

Was fasziniert Sie persönlich an der Gastronomie, was begeistert Sie an Ihrem Job?

Menschen, Bilder, Emotionen heißt es doch jedes Jahr. Das trifft es ganz gut. Ich mag es jeden Tag Kunden zu treffen und zu sprechen, die uns seit langer Zeit zu schätzen wissen und andere Kunden, die uns gerade kennenlernen. Wir haben in der Regel immer mit freudigen Events zu tun, auf die sich andere das ganze Jahr freuen. Das macht großen Spaß, wenn diese dann erfolgreich durchgeführt sind.

 

Nun trifft der zweite Lockdown besonders den Eventbereich, Restaurants und Bars. Wie sehen Sie die kommenden Monate und haben Sie Verständnis für die Entscheidung?

Verständnis ja, allerdings nicht vollumfänglich! Wir wissen einfach zu wenig von dem Virus um festzustellen, ob ein Businessevent oder ein Restaurantbesuch wirklich so sicher sind. Ich kann aus den letzten Monaten sagen, dass unser Hygienekonzept im Restaurantbetrieb und auf jeglichem Event, vom kleinen Catering bis zu umfangreichen Veranstaltungen, im zugelassenen Rahmen zu 100 Prozent funktioniert hat. Es zeigte sich in der Ausführung der Veranstaltung, dass alle aufgestellten Theorien und Vorschriften immer einwandfrei funktioniert haben, obwohl die Anforderungen, die das Virus an uns stellt, ja auch für uns neu waren.

 

Was würden Sie sich von der Politik wünschen, was sollte anders gehandhabt werden?

Differenzierung! Die Eventbranche kann nicht über einen Kamm geschoren werden. Ein gut durchdachtes Event mit 300 Personen kann meines Erachtens weniger Risiko mit sich bringen, als eine kleinen Feier im Rahmen der zugelassenen Möglichkeiten, wie sie in Sommer möglich waren.

 

Hat man aktuell noch Kraft positiv nach vorne zu schauen? Wie nehmen Sie die Entwicklung in der regionalen Branche wahr, Sie haben ja auch mit vielen Locations Kontakt.

Auf jeden Fall! Mein Mann und ich sind aber grundsätzlich sehr positiv denkende Menschen. Wir brauchen entsprechende Konzepte, die umsetzbar sind und eine starke Politik, die keine Angst macht sondern informiert. An Erstem arbeiten wir und haben bereits erste Konzepte umgesetzt. Auf das Zweite sind wir angewiesen. Remote ist sicher eine Möglichkeit. Allerdings haben wir es immer noch mit Menschen zu tun und die brauchen über kurz oder lang soziale Kontakte.

 

Sie machen vermutlichen einen großen Teil des Umsatzes im Sommer mit Hochzeiten und Events. Was bringt es da überhaupt, wenn als Hilfen nun bis zu 75 Prozent des Vorjahres-Umsatz im November angeboten werden?

Ich würde sagen die Hilfen sind wertvoll. Allerdings fragt man sich natürlich zur Zeit, wann wir auch mit Veranstaltungen in Locations weitermachen dürfen, zumindest in kleinen Varianten und rollenden Konzepten, die uns Teilnehmer von Workshops und Businessveranstaltungen über den Tag verteilen lassen.

 

Wie sieht bei Ihnen aktuell ein typischer Arbeitstag aus?

Etwas ungeregelter als sonst, da keine Standardabläufe da sind. Ein Businesskunde sagt auch mal von heute auf morgen zu oder ab, da muss man innerhalb von Stunden reagieren. Sonst ist es aber relativ normal. Seit letzter Woche hat das Steg-Haus, unseren Restaurantbetrieb geschlossen. Wir nutzen die Zeit für unser Format „Deine Region kocht“, bei der wir jeden Mittwoch online kochen und regionale Zutaten dafür in der gesamten Region38 in Kochkisten verschicken. Das Konzept funktioniert super und wir sind mit unseren Gästen und Kunden immer in Kontakt. Das nutzen wir übrigens auch für Businessevents. Auch wieder ein Onlineformat, aber wer wollte nicht schon immer mal mit dem Chef gemeinsam kochen.

 

Gerne würden wir Sie auch ein bisschen persönlich kennenlernen. Kommen Sie aus der Region? Was sind Ihre Hobbys? Wie war Ihr Werdegang bis zum heutigen Tag?

Ich habe ursprünglich Architektur studiert und bin Wirtschaftsjuristin. Ich komme aus Goslar, lebe aber seit 13 Jahren in Braunschweig. Neben dem Studium habe ich bei einem großen Finanzdienstleister hier in der der Region gearbeitet und mich dann für die große Leidenschaft Veranstaltungen und Selbständigkeit entschieden.

 

Was gefällt Ihnen ganz persönlich an der Region?

Die Größe der Stadt und die dadurch einhergehende Nähe zu Gästen und Kunden. Braunschweig ist für mich groß genug für eine Bandbreite an Veranstaltungen und klein genug, um vieler Gesichter immer wieder zu sehen.

 

Glauben Sie, dass die aktuelle Lage langfristig Änderungen bei Ihnen ergeben könnte, auch was das Zusammenkommen von Menschen betrifft?

So wie es derzeit aussieht schon. Ich persönlich glaube allerdings, dass bei allen kreativen Online-Ideen, wie zum Beispiel das Versenden von Snackpaketen, die Menschen einfach direkten Kontakt brauchen. Auch wenn wir gerade auf Abstand sind und das auch bleiben sollten und wollen. Ich glaube das Treffen unter Abstandsregelungen ist wichtig für das Miteinander, für das Netzwerken und Kennenlernen. Wir merken das in Gesprächen mit Kunden derzeit sehr häufig. Alle warten darauf sich wieder zu treffen.

 

Manchmal hat man in Braunschweig als Außenstehender das Gefühl, dass die meisten Läden von wenigen Besitzern gehalten werden und es neuen Ideen schwer fällt so richtig Fuß zu fassen – wie sehen Sie das?

Das habe ich bisher nicht so wahrgenommen. Vielleicht aber auch durch die Position selbst einen Laden zu haben. Wir selbst haben ja auch einmal mit einem kleinen Laden mit acht Sitzplätzen im Magniviertel angefangen. Natürlich ist das ein langer Weg, aber wenn man Braunschweig versteht, gute Qualität liefert und persönlich bleibt, glaube ich, dass es möglich ist Ideen erfolgreich umzusetzen. Wir brauchen auch genau diese neuen Ideen, damit nicht irgendwann der Anschein entsteht, dass in der Stadt in der Gastronomie nichts geboten ist.

 

Wie bewerten Sie den Austausch mit der regionalen Wirtschaft? Wo gibt es Anknüpfungspunkte? Wo positive Beispiele? Wo ist Nachholbedarf?

Die Anknüpfungspunkte liegen nicht „auf der Straße“, man muss schon gut danach suchen. Gerade für neue Betreiber und Unternehmen ist es am Anfang vermutlich schwieriger. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn man einmal dabei ist, dass einem jegliche Türen offen stehen und es findet nicht nur Austausch statt, sondern es wird auch umgesetzt.

 

Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?

Ich bin kooperativ veranlagt. Es gibt bei uns flache Hierarchien, derzeit entscheide und leite ich eher situativ, weil es die Zeit mich sich bringt.

 

Was würden Sie sich künftig für die Region wünschen, wenn Sie einen Wunsch frei hätten?

Das möglichst viele diese Zeit gut überstehen, die Innenstadt attraktiv bleibt und Gastronomien mit Spaß und Erfolg irgendwann weiter machen können.