Interview mit heyPARENTS

Allgemein

11.09.2023

"WIR SEHEN HIER ENORMES POTENZIAL, UM DEM FACHKRÄFTEMANGEL ETWAS ENTGEGENZUSETZEN -
UND ZWAR 1,8 MIO. WERDENDE ELTERN JEDES JAHR"

Die Balance zwischen Beruf und Familie zu finden, ist für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine echte Herausforderung. Doch Karolin Gaßmann und Stephanie Höfer, die Gründerinnen von heyPARENTS, haben eine wegweisende Lösung entwickelt. Im Interview teilen sie die Hintergrundgeschichte von heyPARENTS und wie ihre digitale Plattform dazu beiträgt, Fachkräfte in der Familienbildungsphase zu unterstützen und eine arbeitnehmerfreundliche Umgebung zu schaffen.

Redaktion: Alice Hossain/Fotos: Ela Walentek

Karolin Gaßmann und Stephanie Höfer, die Gründerinnen von heyPARENTS
Stephanie Höfer

AGV: Was verbirgt sich hinter heyPARENTS? Wie ist eigentlich die Idee zu heyPARENTS entstanden?

Stephanie Höfer: Mit heyPARENTS wollen wir Unternehmen dabei unterstützen ihre Fachkräfte zu halten, insbesondere, wenn diese in eine neue Lebensphase eintreten – die Familiengründung.
Studien belegen, dass jeder dritte Mitarbeitende während der Elternzeit das Unternehmen verlässt. Die Wechselbereitschaft zwischen 30 und 39 Jahren ist am höchsten. Hier verlieren Unternehmen wertvolle Expertinnen und Experten während der größten Umbruchsphase ihres Lebens.

Das kann die IT-Projektleiterin sein, die sich zum Beispiel nach einem Jahr Elternzeit ohne Kontakt zum Unternehmen abgehängt fühlt und kündigt. Oder der Key Account Manager, der sich schon während der Schwangerschaft seiner Partnerin auf seine aktive Vaterrolle freut und sich eingestehen muss, dass die Familienfreundlichkeit bei seinem Arbeitgeber nur im Employer Branding existiert.

Wir sehen hier enormes Potenzial, um dem Fachkräftemangel etwas entgegenzusetzen – und zwar 1,8 Mio. werdende Eltern jedes Jahr. Die meisten davon Mitarbeitende, die dem Arbeitsmarkt erhalten bleiben wollen. Mit heyPARENTS wollen wir dazu beitragen, dass sie es auch können.

 

„Mit heyPARENTS wollen wir Unternehmen dabei unterstützen ihre Fachkräfte zu halten,
insbesondere, wenn diese in eine neue Lebensphase eintreten - die Familiengründung.“
Stephanie Höfer
Gründerin heyPARENTS

Karolin Gaßmann: Angefangen hat alles mit dem Verkauf unserer MOX Wochenbett-Boxen an Unternehmen als wertschätzendes Geschenk zum Mutterschutz, das emotional bindet. Zahlreiche Gespräche spiegelten jedoch unsere eigenen Erfahrungen als Mütter und Führungskräfte wider. Die Box verstärkt das Gefühl der Bindung zum Arbeitgeber, sie richtet aber nicht, was sich vor und nach dem Mutterschutz schon falsch anfühlt.

So entstand die Idee von einer digitalen Plattform, die die Reise des Elternwerdens in Unternehmen auf eine völlig neue Art und Weise begleitet. Es ist unser Ziel Führungskräften und Mitarbeitenden in der Lebensphase der Familiengründung genau dann Unterstützung zu bieten, wenn sie benötigt wird – digital, automatisiert und wirksam.

AGV: Inwiefern kann die Digitalisierung der Familienfreundlichkeit durch heyPARENTS einen Beitrag dazu leisten, Fachkräfte langfristig an Unternehmen zu binden?

Stephanie: Bei vielen Mitarbeitenden gehört Familiengründung zum eigenen Lebensmodell dazu. Eine Phase, geprägt von bedeutenden Veränderungen und längeren Abwesenheiten, in der die Bindung an den Arbeitgeber leiden kann.

Es hilft, Mitarbeitenden zu signalisieren, dass sie weiterhin ein wichtiger Teil des Unternehmens sind. Dafür braucht es Wissen, Kommunikation und Prozesse.
Auch das Mindset und die Unternehmenskultur spielen dabei eine entscheidende Rolle. Gleichzeitig sind wir davon überzeugt, dass die Wirkung einmaliger Führungskräftecoachings nach einiger Zeit verpufft. Die Begleitung von Eltern gehört nicht zum Daily Business von Führungskräften.

Im stressigen Arbeitsalltag kann da schnell der Überblick verloren gehen, wann jemand in Elternzeit geht, wie lange jemand schon weg ist und was zum Wiedereinstieg alles vorbereitet werden sollte.

Karolin: Über so einen langen Zeitraum von Schwangerschaft, Elternzeit und Wiedereinstieg hilft es eher punktuell zu unterstützen. Und das lässt sich digital am einfachsten realisieren. Mit regelmäßigen Impulsen für Führungskräfte und Mitarbeitende begleitet heyPARENTS von der Schwangerschaft über die Elternzeit bis zum Wiedereinstieg.

„Mit regelmäßigen Impulsen für Führungskräfte und Mitarbeitende  
begleitet heyPARENTS von der Schwangerschaft über die Elternzeit bis zum Wiedereinstieg“
Karolin Gaßmann
Gründerin heyPARENTS
Karolin Gaßmann

AGV: Welche konkreten Tools bietet heyPARENTS Unternehmen an, um eine effektive Mitarbeiterbindung insbesondere von Eltern zu gewährleisten?

Karolin: Uns war wichtig, dass sich heyPARENTS individuell auf jede Reise des Elternwerdens einstellt und gleichzeitig einfach in den Arbeitsalltag integrieren lässt.

Die gemeinsame Reise von Führungskraft und Mitarbeitendem wird mit der Eingabe des voraussichtlichen Entbindungstermins aktiviert und legt die verschiedenen Meilensteine auf dem Weg fest. Nun werden immer genau dann automatisiert passende Impulse ausgespielt, wenn es relevant ist.

heyPARENTS erinnert Führungskräfte an wichtige Termine und unterstützt mit relevantem Wissen für den jeweiligen Zeitpunkt.

Wann beginnt der Mutterschutz und was ist bis dahin noch zu organisieren, wie lang dauert die Elternzeit noch und wie können wir währenddessen in Kontakt bleiben, wann ist der Wiedereinstieg geplant und welche ToDos stehen für einen guten Neustart in den Job an? Dadurch können sie proaktiv agieren, individuelle Bedürfnisse berücksichtigen und passende Unterstützung anbieten.

Stephanie: Einige Unternehmen haben dafür schon ToDo-Listen im pdf-Format, die mit Verkündung der Schwangerschaft an die Führungskraft geschickt werden. Doch diese Vorgehensweise stellt nicht sicher, dass die Informationen über den Zeitraum von oft mehr als einem Jahr präsent bleiben. Anders mit heyPARENTS: Niedrigschwellig flattern Reminder und Impulse zeitpunktbezogen in das Mailpostfach der Führungskraft. Vertiefung und Übersicht bietet bei Bedarf die dazugehörige Desktop-Anwendung.

Mitarbeitende werden dank der Software lange vor dem eigentlichen Wiedereinstieg wertschätzend begleitet. Zudem profitieren sie von digitalen Antragsformularen, einem durchgängigem Kommunikationskanal während der Abwesenheit sowie der Ausspielung familienfreundlicher Benefits und Unternehmensinformationen.

AGV: Wie können Arbeitgeber und Führungskräfte durch die Nutzung der heyPARENTS-Plattform eine bessere Planungssicherheit erlangen, wenn es um die Integration von Mitarbeitenden mit familiären Verpflichtungen geht?

Karolin: Wenn Mitarbeitende Eltern werden, wirbelt das den Berufsalltag ordentlich durcheinander. Wie lange steht die Person noch zur Verfügung? Wer übernimmt die Aufgaben? Und für welchen Zeitraum? Fragen über Fragen.

Und eine einfache Antwort: Kommunikation ist King!

Durch den Einsatz von heyPARENTS wird die Kommunikation zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften verbessert. Unser Tool unterstützt den frühzeitigen und regelmäßigen Austausch – organisatorisch wie auch inhaltlich. Wer sich verstanden und wertgeschätzt fühlt, ist tendenziell auch offener über Pläne und Wünsche zu sprechen. Daraus erwächst die beste Basis für Planungssicherheit.

Durch den Einsatz von heyPARENTS wird die Kommunikation zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften verbessert. Unser Tool unterstützt den frühzeitigem und regelmäßigen Austausch – organisatorisch wie auch inhaltlich. Wer sich verstanden und wertgeschätzt fühlt, ist tendenziell auch offener über Pläne und Wünsche zu sprechen. Daraus erwächst die beste Basis für Planungssicherheit.

„Durch den Einsatz von heyPARENTS wird die Kommunikation zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften verbessert“
Karolin Gaßmann
Gründerin heyPARENTS

AGV: Welche Vorteile ergeben sich für Unternehmen und Führungskräfte, wenn sie auf die Expertise und das Wissen von heyPARENTS setzen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und eine familienfreundliche Arbeitsumgebung schaffen möchten?

Stephanie: Unternehmensintern trägt heyPARENTS maßgeblich zur Stärkung der Mitarbeiterbindung bei. Wenn Mitarbeitende sich in der größten Umbruchsphase ihres Lebens gut begleitet und wertgeschätzt fühlen, sinken Fluktuation, Abwesenheiten und Fehlzeiten.  

Laut unserer eigenen Erhebung im Braunschweiger PopUp Store des Arbeitsausschusses Innenstadt e.V. Anfang des Jahres steigert sich die Loyalität sogar um bis zu 131%. Und erstaunliche 60% der Befragten sind bereit, die Elternzeit zu verkürzen, wenn die Maßnahmen stimmen. heyPARENTS ist der zentrale Knotenpunkt für Austausch und Planung. Die Plattform ermuntert, Gespräche zu führen und gemeinsam neue Potenziale aufzutun. 

In Bezug auf die Außenwirkung hilft heyPARENTS sich als Arbeitgeber zu positionieren, der nicht nur die berufliche Entwicklung, sondern auch die persönlichen Lebensphasen seiner Mitarbeitenden ernst nimmt. Dies trägt dazu bei, talentierte Fachkräfte anzuziehen und das Recruiting zu erleichtern.

Herzlichen Dank für das Interview, Stephanie und Karolin!

TERMIN-TIPP: Am Dienstag, den 28. November 2023, wird Stephanie Höfer als Referentin beim HR Round Table in der WelfenAkademie auftreten, um über die Themen „Familienfreundliche Personalpolitik und die Attraktivität der Arbeitgebermarke“ zu sprechen.