Wenn Christian und Gerhard Auerswald von ihrer Firma sprechen, dann merkt man sofort, da steckt viel Energie und Leidenschaft in den gemeinsamen Unternehmungen. Es sprühen förmlich die Funken, besonders wenn Gerhard Auerswald von den verschiedensten Entwicklungen und Ideen berichtet, die die Firma auf den Weg gebracht hat. Doch auch beim Nachfolger ist deutlich die Begeisterung für das Familienunternehmen zu spüren. Kein Wunder also, dass Gerhard Auerswald nicht ohne Stolz sagt: „Was habe ich für ein großes Glück, dass mein Sohn die Firma übernehmen will.“ Damit sind wir mittendrin in einer weiteren Ausgabe von „Nachfolger gesucht, die „neuen“ Geschäftsführer der Region“.
Am Standort in Cremlingen gibt es mittlerweile zwei Firmengebäude und man beschäftigt zusammen mit dem Büro in Berlin über 150 Mitarbeiter – die beeindruckende Entwicklung des Unternehmens ist kaum zu übersehen. Eine Sache hat sich aber nie verändert bei Auerswald, das berichten die beiden unisono: Im Mittelpunkt jeder Neuerung stehen die Kundenwünsche. „Das war schon bei meinem Vater so, es ist bei mir so gewesen und auch Christian schlägt diesen Weg ein. Die Technik ist die eine Seite der Medaille, aber der Kunde muss das Produkt mögen und bedienen können, das ist immer unser Credo gewesen“, sagt der Senior-Chef.
Dass Auerswald immer den Kundenwunsch im Fokus hat, sieht man auch an den Produkten, die das Unternehmen im Laufe seiner Geschichte fertigte. l.Ob Dimmer für große Theaterbühnen, eine technische Lösung, um Klaviersaiten des bekannten Herstellers Schimmel zu spannen, Digital-Uhren, und, und, und – „Wenn uns jemand gefragt hat, ob wir etwas umsetzen können, dann haben wir immer getüftelt, bis eine Lösung da war. Dass wir die Dinge aus einer anderen Perspektive gesehen haben, war eher hilfreich dabei.“, verrät der Seniorchef.
So kam es, dass Mitte der Achtziger Jahren auch das Unternehmen Conrad (damals noch Völkner Elektronik) Auerswald mit der Entwicklung einer Haustelefonanlage mit außergewöhnlichen Komfortmerkmalen beauftragte. Alle kundenspezifischen Anforderungen wurden mit Bravour erfüllt und Auerswald fertigte 1987 diese Haustelefonanlage in einer Stückzahl von 2.500 am Standort in Cremlingen. Damit war der Grundstein für das heutige Geschäftsfeld des ITK-Spezialisten gelegt.
Christian Auerswald wird den Mittelständler in den nächsten Jahren komplett übernehmen. Bereits von Kindheit an hat er das Unternehmen und seine Randbedingungen kennengelernt; für ein in der dritten Generation geführtes eigenständiges Familienunternehmen sicherlich keine Überraschung.
„Nach dem Studium in Hannover (BWL mit Schwerpunkt Management Mittelständischer Unternehmen) hatte ich die Entscheidung getroffen, dass mir die Betriebswirtschaft mehr als die Technik liegt und konnte meine Erfahrungen auch in anderen Betrieben sammeln. 2008 habe ich dann die Chance gehabt, den Bereich der Materialwirtschaft in unserem Unternehmen zu übernehmen. Es hat von Anfang an sehr gut funktioniert, vor allem weil mein Vater loslassen konnte, in den Bereichen, in denen ich mich engagierte.“, erzählt er. 2014 stieg Christian Auerswald dann in die Geschäftsführung ein und übernahm den betriebswirtschaftlichen Teil.
Stellt sich die Frage, wie so ein Übergang optimal gestaltet werden kann? „Ich denke, man muss Freiheiten aber auch Vertrauen erhalten, um nach nach in die Verantwortung hineinwachsen zu können“, sagt Christian Auerswald. Es sei ein großes Privileg, dass er auch auf das Know-how seines Vaters zurückgreifen könne, aber am Ende des Tages frei in den eigenen Entscheidungen sei. Ob er Druck verspürt habe, als er in die Geschäftsführerposition aufgestiegen sei, möchte ich von ihm wissen. „Mit Sicherheit spürt man da einen gewissen Druck. Man hat dann die Verantwortung für mehr als 150 Mitarbeiter und ihre Familien. Aus meiner Sicht wäre es auch kontraproduktiv, wenn einen das kalt lassen würde. Das ist aber eher ein Druck, der einen antreibt, jeden Tag ein wenig besser zu sein.“ Um es den Mitarbeitern im Umgang mit zwei Geschäftsführern so einfach wie möglich zu machen, habe man eine klare Trennung zwischen den technischen und den betriebswirtschaftlichen Fragen vorgenommen und kommuniziert. „Ich glaube schon, dass es wichtig ist, dass alle Mitarbeiter genau wissen, wer jetzt für was zuständig ist.“, ergänzt der Senior.
Der Senior muss aber zugeben, dass die Übergabe kein Selbstläufer war und man sich an manches auch gewöhnen muss. „Es war ungewohnt loszulassen, aber durch die Abstimmung nicht wirklich schwierig. Es war einfach anders als vorher, aber ein Problem war es nie. Es ist aus meiner Sicht eine große Herausforderung, die Kinder frei in ihren Entscheidungen zu lassen und zu nichts zu drängen, auch nicht unbewusst. Es ist nötig, dass die Kinder die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, was sie machen möchten. Das war mir immer ganz besonders wichtig. Umso größer ist mein Glück, dass Christian es gerne übernehmen möchte.“ Einen weiteren Rückzug kann er sich durchaus vorstellen, aktuell ist er nur noch von Dienstag bis Donnerstag im Unternehmen und genießt die langen Wochenenden. Dazu sei im privaten Bereich die Arbeit meist ganz gut außen vor. „Natürlich haben wir auch Meinungsverschiedenheiten, aber wir versuchen und schaffen es, die Arbeit aus dem privaten Bereich herauszulassen. Auch weil die Familie sonst schnell genervt ist, wenn wir immer von der Firma reden“, fügt er lachend an.
Genug zu besprechen hätten die beiden. Denn es stehen große Herausforderungen an: Auerswald entwickelt sich von einem nationalen Produktentwickler zu einem internationalen Lösungsanbieter für digitale Kommunikationsprodukte. „Sicherlich wird das Geschäftsfeld dadurch wieder verändert und auch die Anforderungen. Aber wir waren immer wandlungsfähig und werden auch in Zukunft passende Antworten finden.“, ist sich Christian Auerswald sicher.
Diese Aufgeschlossenheit für Veränderungen und Neuerungen spüren auch die Mitarbeiter im Unternehmen: Seit einiger Zeit werden bei Auerswald mobile Arbeitsplätze und Homeoffice angeboten. „Wer erfolgreich sein will, der muss nicht nur den Kunden im Blick haben, sondern auch ein attraktiver Arbeitgeber sein, dafür tun wir etwas. Deswegen zählen freiwillige Sozialleistungen wie die Zahlung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld, das Angebot von Qualifizierungsmaßnahmen, Geburtstagsgratifikationen, monatliche Einkaufsgutscheine, Leasing von E-Bikes sowie die kostenlose Verpflegung mit Frühstück und warmen Mittagessen seit Jahren zu unseren Selbstverständlichkeiten.“
Kein Wunder, dass die Firma Auerswald auch mit dem Siegel Zukunftgeber, für attraktive Arbeitgeber der Region, ausgezeichnet wurde.