Im Gespräch mit: Martin Mueller von der Haegen

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15.06.2017

Bei strahlendem Sonnenschein bin ich unterwegs zum Geschäftsführer der Fa. BIOLAB Umweltanalysen GmbH. Google weiß bereits einiges über ihn: Diplomchemiker, Mediator, Viehzüchter, hat einen Oldtimer – Fuhrpark und ein besonderes Faible für das Leben der Lakota Indianer. Ich freue mich auf den Mann mit Zopf und dem was man Warmherzigkeit nennt.

BIOLAB hatte vor kurzem 25-jähriges Firmenjubiläum und ist mit insgesamt 29 Mitarbeitern Dienstleister für Gutachter in Umweltfragen. „Ich finde Umweltanalytik im Grunde so spannend“, sagt Mueller von der Haegen. „Man muss vom Wesen her ein Erbsenzähler sein. Dann kann man diese Akkuratesse, die man dazu braucht, einsetzen. Ich habe phantastische Mitarbeiter, die akkurat sind. Ich selbst bin Generalist.“ Er hat Philosophie und Chemie sowie Zuckertechnologie studiert. Die Chemie stimmt bei ihm und auch in seiner Familie. Auch sein Vater war Chemiker, wenn auch mit einer anderen Fachrichtung.

Zucker ist nicht alles – Langeweile als Motivationsfaktor

Bereits im Alter von 25 Jahren war er Laborleiter einer Zuckerfabrik in Nordhessen. Das war damals weltweit die Modernste, insbesondere mit dem Versuch, den weißen Zucker kontinuierlich zu kristallisieren. Nach 5 Jahren war ihm das schlicht zu langweilig. Er suchte neue Herausforderungen und als Chemiker war es eine erste Herausforderung, mit Technikern zusammen zu arbeiten. Mueller von der Haegen arbeitet gern interdisziplinär mit Biologen, Toxikologen und Geowissenschaftler.
So wechselte er an das Forschungsinstitut der gesamten Zuckerindustrie, das seinerzeit in Braunschweig war. Braunschweig liebt er übrigens. Bloß die Stadt als solche behandelt ihn stiefmütterlich und beauftragt ihn zu wenig. Man könnte auch sagen gar nicht und dass, obwohl er in seiner Branche zu den Großen gehört. Doch dazu später …

 

Das Geschäft boomte

1989 wurde er selbst Vater eines Sohnes. Er gab deshalb das Kampagnienarbeiten in der Zuckerfabrik auf und wollte promovieren. Außerdem war ihm mal wieder langweilig wie er lachend erzählt. Also ging es zurück an die Uni. Nebenbei war er in der akademischen Erwachsenbildung für Bauingenieure tätig und unterrichtete Umweltanalytik. Technologie, Abwasser, Abluft und die Beschaffenheit des Bodens beschäftigten ihn. Der Umstand, dass er sich als Chemiker mit Ingenieuren besprechen konnte, zog weitere Ingenieurbüros an… Und in der ehemaligen DDR boomte nach der Grenzöffnung das Geschäft. Jeder wollte wissen, ob es Gefahrstoffe im Boden gab. Mueller von der Haegen arbeitet gern analytisch. So erstellte er für das Umweltamt der Stadt Hannover einen Katalog mit dessen Hilfe die Ausschreibungsfähigkeit für Umweltanalysen ermöglicht wurde. Damals nahmen Institute bspw. 200.000 DM für Analysen auf dem Gelände einer alten Tankstelle. Dies relativierte sich sehr nachdem der Katalog vorhanden war.Gründung von BIOLABEs war sein Vater, der von einem holländischen Labor angefragt worden war. Als Naturstoffchemiker kam er nicht weiter und bat seinen Sohn um Hilfe. Der erstellte als Ghostwriter ein 40 Seiten umfassendes Exposé. Als Nachfragen aufkamen und sich herausstellte, dass das Werk weder vom Vater stammte noch von selbigem gelesen worden war, wollte man den Autor, Martin Mueller von der Haegen, persönlich kennenlernen. Das war 1990 und 1991 erfolgte die Firmengründung. Kunden der BIOLAB sind vielfach Ingenieurbüros die für Bauherren den Boden erkunden oder die Dienste der BIOLAB für ein Schadstoffkataster vor Abriss eines Gebäudes benötigen. Straßenbauämter und Straßenbaufirmen gehören auch dazu, da auch Asphalt untersucht werden muss, um entsorgt zu werden. Aktuell gibt es sehr viele Asbestanfragen, da sich in normalen Putzwänden Asbest befinden kann. Bei alledem ist man zur Verschwiegenheit verpflichtet. Da bleibt er selbst gegenüber der Polizei mit einer Eloquenz standhaft, dass er auch Jurist hätte werden können.

 

Firmenpolitik: Keine Probe länger als 5 Tage

Keine Probe bleibt länger als 5 Tage bei der Firma BIOLAB. Manchmal muss eine Probe quasi über Nacht bearbeitet werden. Hochkonjunktur ist – wie in der Bauwirtschaft – im Sommer.

 

Reich wird man damit nicht

Ein Wasser auf Blei zu analysieren kostet nur 18 Euro. Die teuerste Analyse ist eine Asbestanalyse im Asphalt für 250 Euro. Lediglich dann, wenn bei einer Probe viele Analysen gemacht werden, kommt man mal auf 500 Euro. Die Preise, die zur Zeit erzielt werden, sind nur 10% von dem, was 1991 erzielt worden ist. Trotz Preissteigerung ist der Konkurrenzkampf der Labore innerhalb der Republik enorm. Es gibt vier globale Player im deutschen Markt, die die Preise überall kaputt machen. Durch kluges Zeitmanagement und sehr rationelles Arbeiten kann BIOLAB ihnen die Stirn bieten. Alle vier haben bereits vergeblich versucht, BIOLAB aufzukaufen. Da der Aufkauf mit dem Ziel erfolgen sollte, BIOLAB dicht zu machen, war das keine Alternative für Mueller von der Haegen. Er ist auch im Ausland im Einsatz und bietet dabei den besonderen Service, dass er die Labore inklusive Labor – Bus komplett ins Ausland verschicken und vor Ort arbeiten kann. So geschehen in England, Irland, Frankreich, Spanien, Polen, Aserbaidschan usw. Von jedem Gerät hat er übrigens auch ein Ersatzgerät, erfahre ich. Als Sicherheitsfreak gefällt mir das.

 

Der Trend geht zur Zweitfirma

Mit der Firma Ecocrat Umwelt Beratung GmbH hat auch ein weiteres Standbein. Dort werden Aufträge abgewickelt, die mit Analytik nicht so viel zu tun haben wie z.B. Coaching für Abfallentsorger etc. Ach und für die PTB hat er nebenbei fünf Jahre lang das nationale Umweltlabor beraten und ist monatlich nach Marokko geflogen, um in französischer Sprache in Qualitätssicherungsfragen zu beraten.

 

Auch das ist Mueller von der Haegen

Was die Viehzucht anbelangt, so sind die drei Stiere schon Wurst wie ich erfahre, aber die sechs Kühe leben noch. Neben seinem ausgeprägten Interesse für Lakota Indianer gilt seine Begeisterung dem eigenen Oldtimerfuhrpark mit um die 12 Autos. Eines davon ist ein alter Citroen von 1938, der in Deutschland (!) gebaut wurde. Auf meine typische Frauenfrage nach der Farbe antwortet er lachend mit einem Zitat von Ford:“ Wir produzieren Autos in allen Farben – vorausgesetzt, sie sind schwarz“.