Wie Unternehmen ihre Kontrolle im digitalen Zeitalter zurückgewinnen:
Die Selbstzerstörung der USA, das Erwachen des goldenen Drachen – wie einig und leistungsfähig ist das digitale Europa, wenn es seine vertrauten Partner verliert? Was kann der Mittelstand konkret tun, um sich vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Wirrungen resilient zu machen? Antworten auf diese und viele Fragen rund um das Thema IT-Sicherheit lieferte der AGV Security Monday, am 16. Juni 2025 mit einer Online-Veranstaltung in Kooperation mit der Bredex GmbH. Es referierten Donald Ortmann, Berater für Informationssicherheit, Resilienz und Hacking und Social Engineering Trainer sowie Ron Kneffel, Head of IT-Security bei Bredex, der seit mehr als 20 Jahren als Experte für Informationssicherheit, IT-Notfall- und Riskmanagement tätig ist.
Rund 40 Teilnehmer verfolgten den Online-Vortrag zu dem hochaktuellen Schwerpunktthema. Die Bredex-Experten führten die Teilnehmenden durch eine dichte und aufrüttelnde Analyse der digitalen Abhängigkeiten deutscher Unternehmen und Institutionen – und zeigten zugleich konkrete Handlungsoptionen für mehr Selbstbestimmung im digitalen Raum auf.
Zwischen Regulierung, Abhängigkeit und Eigenverantwortung
Zentraler Ausgangspunkt des Vortrags war die Frage: Was bedeutet digitale Souveränität eigentlich – und wie weit sind wir in Deutschland wirklich davon entfernt? Anhand zahlreicher aktueller Beispiele machten die Referenten deutlich, wie sehr wirtschaftliche, technische und politische Abhängigkeiten die Handlungsfreiheit von Unternehmen einschränken. Ob durch internationale IT-Regulierungen, Serviceabhängigkeiten von Tech-Giganten aus den USA oder fehlende Fachkräfte – viele Unternehmen stehen vor systemischen Herausforderungen, die eine nachhaltige digitale Eigenständigkeit erschweren.
Politische Risiken & Sicherheitsbedrohungen
Ein besonderes Augenmerk lag auf den politischen Risiken: Die Referenten verdeutlichten eindrucksvoll, wie geopolitische Spannungen – etwa durch US-Gesetze wie FISA 702 oder den CLOUD Act – direkten Einfluss auf die Sicherheit europäischer Daten haben. Auch wurde der Umgang großer Anbieter mit Nutzerdaten kritisch hinterfragt – von Microsofts „Recall“-Funktion bis hin zur Verwendung personenbezogener Daten bei Meta AI. Ebenso alarmierend waren die Beispiele aus der Praxis: Massive Störungen bei Cloud-Anbietern wie Google oder Microsoft hatten jüngst kaskadierende Auswirkungen auf zahlreiche Dienste – von YouTube über Spotify bis hin zu Outlook. Diese Vorfälle zeigten, wie fragil die digitale Infrastruktur sein kann, wenn sie vollständig auf wenige Anbieter konzentriert ist.
Chancen für Europa
Doch der Vortrag war keineswegs nur Problemanalyse – im Gegenteil. Kneffel und Ortmann machten Mut zur Veränderung und präsentierten praktikable Alternativen: Europäische Cloud-Anbieter, neue Public-DNS-Dienste wie DNS4EU und dns0.eu sowie Open-Source-Ansätze, wie sie aktuell in Dänemark oder Schleswig-Holstein erfolgreich umgesetzt werden, bieten konkrete Wege zu mehr digitaler Selbstbestimmung – technisch, wirtschaftlich und rechtlich.
Souveränität ist eine Entscheidung
Die zentrale Botschaft des Vortrags: Digitale Souveränität beginnt nicht mit Verboten oder Dogmen, sondern mit bewussten Entscheidungen. Unternehmen, Behörden und Institutionen müssen sich aktiv mit ihren digitalen Abhängigkeiten auseinandersetzen – und sich für Lösungen entscheiden, die Kontrolle, Datenschutz und Innovationskraft langfristig sichern.
Wir danken allen Teilnehmenden für das große Interesse und freuen uns schon auf die nächste Ausgabe des Security Monday.
