AGV-Newsletter 07|24: Budget für Arbeit

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28.06.2024

Vielfalt durch das „Budget für Arbeit“ im Traditionsunternehmen EWE

„Wer zu uns kommt, muss wollen“

Vielfalt im Unternehmen? Für Firmenchef Jan-Peter Ewe eine Selbstverständlichkeit. „Schon mein Vater und Opa hatten ein positives Menschenbild und sahen uns in einer sozialen Verantwortung, auch mit Bezug zur Lebenshilfe Braunschweig“, betont der Geschäftsführer des Braunschweiger Traditionsunternehmens EWE mit Leistungen rund um Armaturen für Wasser, Gas und Abwasser.

Wichtige Arbeitsverträge
Mitten in der großen Corona-Krise ermöglichte das Unternehmen im Mai 2020 gleich zwei Menschen mit Beeinträchtigung die Unterzeichnung eines schon länger eingefädelten Arbeitsvertrags und gab ihnen damit einen mittlerweile unbefristeten Job auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Ab Juli sind es schon drei. Drei Menschen. Drei Jobs. Drei Budgets für Arbeit.
Kennengelernt hatten die 140 Mitarbeiter:innen der mittelständischen Firma Dennis Bonneik und seine Kollegen über Praktika und verschiedene Arbeitstests. Umgekehrt erhielten diese Einblicke in die für sie noch neue Firma.

Kompetenz und Ehrgeiz
„Die drei zeichnet eine hohe soziale Kompetenz und großer Ehrgeiz aus, sie bringen Leistung trotz ihrer Einschränkung“, meint Alexander Enns, Leiter der EWE-Qualitätssicherung. „Wer zu uns kommt, muss wollen – dann bieten wir gute Chancen und zwar längerfristig.“ Das gehöre zur Unternehmenskultur: „Wir wünschen uns Kolleginnen und Kollegen, die sich hier mit allem Entwicklungspotential ihre Zukunft vorstellen können.“

Individuelle Lösungen
Dafür bietet das Unternehmen zahlreiche Benefits für Mitarbeiter:innen bis hin zu individuellen Lösungen. So hat Geschäftsführer Jan-Peter Ewe schon zu Beginn kurzerhand in zusätzliche Beleuchtung und einen ergonomisch passenden Tisch für Dennis Bonneik investiert: „Wir haben schnell gemerkt, dass dies notwendig ist, wenn der Arbeitsplatz passgenau und dauerhaft genutzt wird.“

Fachdienst Betriebliche Integration
Vorbereitet und begleitet werden die drei Männer vom Fachdienst Betriebliche Integration der Lebenshilfe Braunschweig. Bei EWE geht dessen Mitarbeiter Jürgen Winogradzew ein und aus: „Am Anfang war die Anbindung stärker, bis sich beide Seiten aufeinander eingependelt hatten. Dann schauen wir immer wieder mal nach Arbeitsabläufen, Kommunikationshilfen oder auch speziellen Maschinen und Werkzeugen.“

Arbeitsprozesse optimieren
Geschäftsführer Jan-Peter Ewe betont: „Natürlich sehen wir das auch mit einem unternehmerischen Blick. Zusammen überprüfen wir, ob sich Prozesse optimieren und persönliche Leistungen weiterentwickeln lassen.“ So habe man zum Beispiel gemeinsam zusätzliche Qualitätskontrollen entwickelt, damit alle gute Arbeit auf gleichbleibendem Niveau abliefern könnten. „Ziel ist die Möglichkeit, bei Fehlern sich selbst zu korrigieren.“

Eigenständige Aufgabe
Unter diesen Aspekten hat sich auch der Arbeitsplatz von Dennis Bonneik weiterentwickelt. Mittlerweile ist der junge Mann für ein Element der Wasserzählanlage zuständig.
„Die beschriebene Tätigkeit wurde vorher von den Mitarbeitern der Serienfertigung erledigt. Sie haben diesen Längenausgleichstutzen mit der gesamten Baugruppe auftragsbezogen montiert. Als wir merkten, das könnte gut und verlässlich funktionieren, wurde der Stutzen aus diesem Montageprozess rausgenommen und an Herrn Bonneik übergeben“, erläutert Alexander Enns weiter.

Angepasste Hilfsmittel
Schaut man genauer auf die Arbeitsschritte, fallen Begriffe wie O-Ringe, Überwurfmutter, Sprengring und Schmierfilm. Dennis Bonneik weiß genau, was er wie in welcher Reihenfolge zu tun hat, einschließlich der von ihm selbst auszuübenden Qualitätskontrolle.
„Da die Montage der Stutzen bis zu 90 Prozent seiner Arbeitszeit beträgt, wollten wir, auch in Rücksprache mit dem Betriebsarzt, eine einseitige Belastung durch geeignete Hilfsmittel reduzieren“, betont Alexander Enns. Eine enorme Erleichterung, denn schaut man auf die Tagesration von Dennis Bonneik, kommen schnell mal 1000 Stutzen in der Montage und damit 2000 O-Ringe zusammen – wohl gemerkt: täglich. „Ich bin stolz auf meinen
Arbeitsvertrag und im Team angekommen“, freut sich Dennis Bonneik. „Und ich konnte wirklich schon beweisen, dass ich einen echt guten Job mache!“

Netzwerk an Kooperationsfirmen
Michael Schumann, verantwortlich für den Fachdienst Betriebliche Integration, berichtet: „Dank unseres guten Netzwerkes und der vielen Partner vor Ort können unsere Mitarbeiter:innen oft Erfahrungen in unterschiedlichen Berufsfeldern vorweisen. Bei Dennis Bonneik reicht das von unserer eigenen FAIRKAUF-Möbelhalle über Ikea bis hin zu Fehrer, einem Spezialisten für Komponenten im Fahrzeuginnenraum.“

Budget für Arbeit
Vereinfacht habe die dreifache Vertragsunterzeichnung auch das Budget für Arbeit, so Michael Schumann. Dafür werden Menschen mit Beeinträchtigung von Unternehmen mit einem regulären Arbeitsvertrag zu einem normalen Gehalt eingestellt. „Aber es gibt einen attraktiven, oft sehr hohen Lohnkostenzuschuss“, erklärt Michael Schumann. „Zudem begleiten und unterstützen unsere Assistenzen vom Fachdienst Betriebliche Integration direkt vor Ort.“

Im Team ankommen
Schließlich müsse das Ergebnis auch passen, um von den Kolleginnen und Kollegen akzeptiert zu werden, ergänzt Alexander Enns. Das scheint zu klappen: Die drei haben feste Ansprechpartner in ihrer Gruppe, sitzen im Kollegenkreis während der Mittagspause beieinander und nehmen an den Betriebsfeiern teil.
Verlässlicher Partner
Das klappt so gut, dass sogar über weitere Kooperationsmöglichkeiten gesprochen wird. „Immer wieder probieren Braunschweiger Firmen diesen sozialen Aspekt der zusätzlichen Mitarbeitergewinnung einfach mal aus“, fasst Michael Schumann zusammen. „Wir sind als Lebenshilfe Braunschweig ein verlässlicher Partner, so dass sich oft auch eine weitreichende Kooperation mit Praktika, betriebsintegrierten Arbeitsplätzen oder auch den Verträgen mit dem Budget für Arbeit entwickelt.“

SERVICE: Fachdienst Betriebliche Integration

Der Fachdienst Betriebliche Integration der Lebenshilfe Braunschweig berät Firmen, Betriebe und Unternehmen ebenso wie die motivierten Menschen mit Beeinträchtigung in allen Phasen des Eingliederungsprozesses.

  • Er informiert Sie über finanzielle Fördermittel und Investitionshilfen.
  • Er übernimmt bei Bedarf die Antragsstellung beim Leistungsträger.
  • Er berät bei der Arbeitsplatzgestaltung.
  • Er erstellt Arbeitsplatzanalysen.
  • Er begleitet zu Praktikum, Probebeschäftigung und Einarbeitung

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Budget für Arbeit

Das Budget für Arbeit ermöglicht Menschen mit Beeinträchtigung, ihre Subventionen, die für den Arbeitsplatz bei der Lebenshilfe Braunschweig bereitgestellt werden, in einem regulären Arbeitsverhältnis zu nutzen. Somit besteht für Unternehmen die Möglichkeit, einen Ausgleich von bis zu 75
Prozent des Bruttolohnes über das Sozialamt zu erhalten. Darüber hinaus unterstützen die Assistenzen der Lebenshilfe Braunschweig.

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Ansprechpartner: Michael Schumann | Leitung Fachdienst Betriebliche Integration | 0531 4719 4957 | E-Mail michael.schumann@lebenshilfe-braunschweig.de

Dennis Bonneick ist mehr als zufrieden: Mit dem Budget für Arbeit und der Unterstützung des Fachdiensts Betriebliche Integration der Lebenshilfe Braunschweig gelang ihm der Wechsel ins bundesweit agierende Unternehmen EWE.

Arbeitsplätze mitten in Unternehmen als Gewinn für alle Seiten: Dennis Bonneick, Geschäftsführer Jan-Peter Ewe von EWE und Jobcoach Jürgen Winogradzew von der Lebenshilfe Braunschweig. 

Neben EWE wurden kürzlich mehr als 40 weitere Unternehmen für ihr Engagement im Rahmen des „Budget für Arbeit“ von der Lebenshilfe Braunschweig ausgezeichnet – darunter auch die AGV-Mitglieder Alerds-Stiftung, ambet e.V. , Auerswald GmbH & Co. KG, Essilor, EWE-Armaturen, Kroschke SIGN, MKN Maschinenfabrik Kurt Neubauer GmbH & Co. KG, Nibelungen-Wohnbau-GmbH Braunschweig, SOLVIS GmbH und Westermann. Einen Artikel dazu lesen Sie hier.

Text und Gestaltung dieses Beitrags: Elke Franzen (Lebenshilfe Braunschweig) und Volker Franck (AGV) | Fotos: Dennis Rowedder