VocationalX: Oskar Kämmer Schule mit Brückenschlag nach China

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26.09.2024

Duale Ausbildung für junge Menschen aus China in Deutschland 

Die Oskar Kämmer Schule ist eine gemeinnützige Bildungsgesellschaft mit Hauptsitz in Braunschweig. Gegründet im Jahr 1945, bietet sie eine breite Palette an Bildungsangeboten, darunter allgemein- und berufsbildende Schulen sowie zahlreiche Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen. Mit dem Projekt „VocationalX“ möchte die Oskar Kämmer Schule eine Brücke zwischen Deutschland und China bauen, die nicht nur den immensen Fachkräftebedarf hierzulande deckt, sondern auch jungen Talenten aus China wertvolle berufliche Perspektiven bietet. Im AGV-Interview hat Bahar Yavsan, Projektmanagerin der Oskar Kämmer Schule das Programm genauer vorgestellt. 

AGV: Frau Yavsan, welche Chancen bietet das Projekt?

Bahar Yavsan (OKS): Das Projekt „VocationalX“ bietet sowohl Unternehmen aus unserer Region als auch jungen Chinesinnen und Chinesen wertvolle Chancen. Die jungen Menschen und generelle auch die Fachkräfte aus China zeichnen sich durch ihre bemerkenswerte Arbeitsmoral und ihren ausgeprägten Fleiß aus. Sie investieren aktiv in ihre eigene Zukunft und sind daher besonders motiviert, sich erfolgreich in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren. Für Unternehmen aus unserer Region bedeutet dies Zugang zu motivierten jungen Menschen, die das Sprachniveau B1 bereits erreicht haben und in Deutschland ihre Sprachkenntnisse auf das B2-Level erweitern werden. Dies hilft nicht nur, den Fachkräftemangel zu bekämpfen, sondern steigert auch die Innovationskraft und Vielfalt in den Unternehmen durch internationale Perspektiven. Unternehmen erhalten qualifizierte und engagierte Nachwuchskräfte, während die Auszubildenden ihre beruflichen Möglichkeiten erheblich verbessern. Darüber hinaus stärkt dieses Projekt die Partnerschaft mit China, einem zunehmend wichtigen globalen Akteur. Durch den kulturellen Austausch und das gegenseitige Lernen können wir wertvolle Einblicke in eine der bedeutendsten Wirtschaftsregionen der Welt gewinnen und besser verstehen, wie China tickt. China ist als Handelspartner besonders relevant, und das Verständnis seiner Kultur und Wirtschaftsweise wird für uns von großem Nutzen sein. Unternehmen haben die Gelegenheit, ihre interkulturelle Kompetenz zu erweitern, was nicht nur ihre Geschäftstätigkeit bereichert, sondern auch langfristig die Beziehungen zu einem strategisch wichtigen Partnerland festigt.

AGV: Was beinhaltet die Duale Ausbildung?

Bahar Yavsan (OKS): Die duale Ausbildung in Deutschland kombiniert praktische Arbeitserfahrungen im Betrieb mit theoretischem Unterricht in der Berufsschule. Dies gewährleistet eine praxisnahe Ausbildung, die den direkten Einstieg in die Arbeitswelt erleichtert. Das Angebot ist branchenübergreifend und umfasst zahlreiche Bereiche, darunter Industrie, Handwerk, der Dienstleistungssektor und mehr. So können junge Menschen je nach Interesse und Unternehmen in verschiedenen Branchen ausgebildet werden, was ihnen flexible Karrierewege ermöglicht.

AGV: Bestimmt gibt es eine Reihe von Hürden, die überwunden werden müssen?

Bahar Yavsan (OKS): Es gibt in der Tat einige Hürden, wie die Sprachbarriere, kulturelle Unterschiede und die Integration in das deutsche Ausbildungssystem. Um diese Herausforderungen zu meistern, bietet das Projekt „VocationalX“ ein umfassendes „Rundum-Sorglos-Paket“. Dieses beinhaltet intensive Deutschkurse, kulturelle Orientierung und die organisatorische Betreuung sowohl vor der Anreise als auch während der Ausbildung. Die Oskar Kämmer Schule übernimmt die vollständige Organisation, angefangen bei der Rekrutierung in China über die Visa-Beantragung bis hin zur Betreuung der Auszubildenden während ihres Aufenthalts in Deutschland.

AGV: Haben unsere Unternehmen auch langfristig etwas davon?

Bahar Yavsan (OKS): Ja und Jein – wir planen das 3+2 Modell. Die in Deutschland ausgebildeten Fachkräfte sollen für mindestens zwei Jahre nach ihrer Ausbildung in den Unternehmen bleiben, um den Arbeitskräfte-/Fachkräftemangel in der Region zu reduzieren. Das ist eine Bedingung, die wir formuliert haben. Neben der Weiterbeschäftigung fördert das Projekt zudem die interkulturelle Kompetenz innerhalb des Unternehmens, was in einer globalisierten Wirtschaft zunehmend an Bedeutung gewinnt. Und um das „Jein“ zu erklären: Es ist wichtig zu beachten, dass der langfristige Erfolg von mehreren Faktoren abhängt. Unternehmen müssen sich kontinuierlich als attraktive Arbeitgeber positionieren. Eine positive Perspektive für die Fachkräfte muss geschaffen werden, um zu verhindern, dass sie nach Abschluss ihrer Ausbildung zurückkehren. Alle Akteure sind gefordert, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und eine Umgebung zu schaffen, in der internationale Talente gerne bleiben und sich langfristig engagieren. Dies umfasst nicht nur wettbewerbsfähige Arbeitsbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten, sondern auch ein unterstützendes Umfeld, das den Fachkräften hilft, sich langfristig in der Region zu integrieren und zu bleiben.

AGV: Wann startet das Programm?

Bahar Yavsan (OKS): Das Programm ist bereits in der Planungsphase, und wir streben an, die ersten Teilnehmer in den nächsten Monaten aufzunehmen. Der genaue Zeitpunkt hängt von verschiedenen organisatorischen Faktoren, wie der Rekrutierung in China, der Akquise von Betrieben in Deutschland und den Visa-Prozessen. Die Vorbereitungen laufen bereits, und wir sind zuversichtlich, dass im ersten Quartal des neuen Jahres mit dem ersten Durchlauf begonnen werden kann. 

AGV: Wie rekrutieren Sie die Ausbildungs-Anwärter:innen in China?

Bahar Yavsan (OKS): Wir rekrutieren die Ausbildungs-Anwärterinnen und Anwärter durch gezielte Partnerschaften mit Bildungsinstitutionen in China. Interessierte Kandidaten müssen mindestens das B1-Niveau der deutschen Sprache erreicht haben, entweder durch unsere Kurse oder durch bereits erworbene Sprachkenntnisse. Die Rekrutierung erfolgt über Informationsveranstaltungen und direkte Kontakte zu Schulen und Universitäten in China. Wir werden gezielt Informationen über die Berufswünsche der Kandidatinnen und Kandidaten sammeln und bringen sie mit den passenden Betrieben zusammen. Beide Parteien – die zukünftigen Auszubildenden und die deutschen Unternehmen – haben die Möglichkeit, sich in einem Interview kennenzulernen. Wenn es zu einem erfolgreichen Match kommt, ist es wichtig, dass der weitere Prozess schnell und effizient abläuft, um den Kandidaten zeitnah einen Vertrag anzubieten und den Übergang nach Deutschland reibungslos zu gestalten. Dies gewährleistet, dass sowohl die Bedürfnisse der Unternehmen als auch die Erwartungen der Fachkräfte erfüllt werden und der gesamte Rekrutierungsprozess zügig abgeschlossen wird.

AGV: Frau Yavsan, wir danken Ihnen für das informative Gespräch. 

Den Flyer von VocationalX gibt es hier zum Download!