Unity und die Digitalisierung: Neue Regeln für neue Generationen

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18.05.2017

Unternehmen aller Branchen stellen sich momentan die Frage, wie sie sich zu den Themen Digitale Transformation und Industrie 4.0 aufstellen. Für Christoph Plass, Vorstand der Managementberatung UNITY, müssen neben Geschäftsmodellen, Technologien und der Unternehmenskultur auch Arbeitsformen auf den Prüfstand gestellt werden.

 

Christoph Plass

 

Herr Plass, sie fordern neue Arbeitsformen, um der Digitalisierung gerecht zu werden. Was erhoffen Sie sich davon?

Im Oktober 2016 wurden mehrere Arbeitsmarktgesetze verabschiedet, die die bestehende Gesetzgebung lediglich manifestieren. Um die Zukunftsfähigkeit Deutschlands langfristig sicherzustellen, müssen wir uns jedoch intensiver mit neuen Arbeitsformen auseinandersetzen. Ich hätte mir echte Reformen gewünscht, damit wir im Wettbewerb mit anderen Ländern nicht das Nachsehen haben. Leider wurde hier eine große Chance vertan.

 

Wenn Sie von neuen Arbeitsformen sprechen: Wie sollten diese gestaltet sein, um den neuen Anforderungen der Digitalisierung gerecht zu werden?

Neue Generationen verhalten sich anders – sie wollen neue Regeln. Politik, Gesetzgeber, Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen sich daher gemeinsam mit neuen Arbeitsformen auseinandersetzen und dieses Thema endlich visionär angehen. Es sind agile Vorgehensweisen gefragt, zudem gewinnen die Zusammenarbeit in Netzwerken und Ökosystemen sowie neue Führungskulturen und -strukturen stark an Bedeutung. Warum wird die Zukunft der Arbeit nicht vom Kunden aus gedacht? Bei Geschäftsmodellen von Unternehmen hat man so bereits großen Erfolg.

 

Aus welchen Gründen schafft die Bundesregierung hier keinen gesetzlichen Rahmen?

Die Bundesregierung formuliert es in ihrem Weißbuch „Arbeiten 4.0“ so, dass es das Ziel sei, einen Kompromiss zwischen den Flexibilisierungsanforderungen der Arbeitgeber und den Bedürfnissen der Arbeitnehmer zu erreichen. Doch wir können der Digitalisierung nicht mit einem Kompromiss begegnen! Betonen möchte ich, dass es auch aus unternehmerischer Sicht keineswegs darum geht, die Rechte der Arbeitnehmer einzuschränken. In erster Linie sollte es um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gehen.

 

Klingt, als hätten Arbeitgeber und Arbeitnehmer die gleichen Ziele. Warum ist Begriff der Wirtschaftsinteressen dennoch so oft negativ belegt?

Wirtschaft – das sind Unternehmen mit ihren Arbeitgebern und Arbeitnehmern zusammen. Auch der Kunde gehört dazu. Unternehmen können also nicht einfach machen, was sie wollen. Gleichzeitig hat der Arbeitnehmer ein großes Interesse daran, dass das Unternehmen Gewinne erwirtschaftet und sein Arbeitsplatz sicher ist. Einige Meinungsführer vermitteln uns allerdings das Bild, die Digitalisierung führe zu Arbeitsplatzverlust und einer „Dumpinghölle“. Wir sind aber nicht in die 80er zurückgekehrt – niemand fordert heute menschenleere Fabriken!

 

Wie können wir verhindern, dass andere Länder Deutschland im Rennen um die Digitalisierung nun abhängen?

Zunächst gilt es, sich mit der internationalen Realität auseinander zu setzen und Arbeit nicht singulär, sondern vernetzt zu betrachten. Nur so können wir verhindern, von internationalen Konzernen fremdbestimmt zu werden. Wichtig ist, dass dieser notwendige Diskurs auch zu Entscheidungen führt, die auf einer Auseinandersetzung mit unserem weltweiten Wettbewerb basieren. Nur dann werden wir unsere gute wirtschaftliche Position behalten oder vielleicht sogar ausbauen können.