Der bekannte Hirnforscher und Bestseller-Autor Sebastian Purps-Pardigol eröffnete in diesem Jahr die 4. Braunschweiger Präventionstage im Steigenberger Hotel. Moderiert wurde die Veranstaltung von AGV-Rechtsanwältin Elke Fasterding. Der Arbeitgeberverband Region Braunschweig e.V. und Niedersachsen Metall, traten unter anderen als Kooperationspartner auf.
Reichlich Grüße
Harald Dahm, Geschäftsführer der Bezirksverwaltung Braunschweig der BG ETEM und Carsten Koops Geschäftsführer des BS GUV, hatten als Veranstalter natürlich das Privileg das Event zu eröffnen. Bei Gesundheit und Beschäftigungsfähigkeit einen hohen Standard zu erreichen, werde sicherlich künftig einen Erfolgsfaktor für Unternehmen und Institutionen darstellen. Es müsse nur damit angefangen werden etwas zu verändern. Mit den Foren der 4. Braunschweiger Präventionstage könne man die Systemebene, ebenso wie die Netzwerkebene die Strukturebene, und die Operative Ebene abdecken und habe ein rundes Programm gefunden, erklärten die Beiden. Die Grußworte kamen im Anschluss von Bürgermeister Dr. Helmut Blöcker und Dr. Carola Reimann, MdB.
Top-Speaker zieht den Bann auf sich
Dann war Purps-Pardigol an der Reihe. Bekannt ist er unter anderem für seinen Beststeller „Führen mit Hirn“. In der Löwenstadt drehte sich sein Vortrag um „Menschenzugewandte Unternehmenskulturen“ – er zeigte wie Erfolgsmodelle aussehen können. Er bemerkte, dass Menschen, wenn Sie zu oft in einen negativen Zustand gelangen, auch durchaus Veränderungen im Gehirn befürchten müssten. Durch Stress würde der Hippocampus zum Beispiel Verbindungen zu anderen Arealen zurückziehen und die Produktion von Neurogenen runter fahren. Damit auch das Gehirn auf seine Kosten komme, müssten das Bedürfnis nach Verbundenheit, das Bedürfnis nach Entfaltung und die „Inneren Bilder“ stimmen.
Wie soll das gehen?
So bräuchten wir andere Menschen um ausgeglichen zu sein. Unternehmen könnten diesen Fakt nutzen und Verbindungen aufbauen, indem sie eine richtig gute Feedbackkultur leben würden. „Wenn Dinge unausgesprochen bleiben, verschlechtert sich die Beziehung, das ist immer so, ob in Beziehungen oder im Unternehmen“, so Purps-Pardigol. Wenn Menschen dazu etwas mitgestalten und sich entfalten dürfen, trage dies weiterhin zur Verbesserung bei. „Wenn Menschen mitgestalten dürfen, dann beginnen sie sich mehr mit etwas zu verbinden.“ Hier könne man auch an der Kommunikation im Unternehmen arbeiten. Statt: „Bis Freitag machen Sie das fertig“, solle man lieber Formulierungen wählen wie: „Bis Freitag haben wir was ganz Wichtiges zu erledigen, bekommen wir das hin? Welche Hilfestellungen kann ich Ihnen dazu geben?“ Von Geburt an würde sich der Mensch an soziale Bestätigung gewöhnen, wenn diese entzogen werde, löse dies Stress aus, der wiederum krank machen könne.
Die eigene Stärke
Der dritte Punkt seien die „Inneren Bilder“: Purps-Pardigol veranschaulichte dies mit einem Beispiel. Einem Lehrer wurde in einem Versuch im Vorfeld gesagt, was er von den einzelnen Schülern zu erwarten habe. Die Forscher vertauschten dabei aber die eigentlichen Fähigkeiten der Schüler. So wurden die Leistungsschwächeren als die Klügsten ausgegeben und umgekehrt. In der Bewertung der Schüler lieferte dann aber die Gruppe, die im Vorfeld als Spitzenreiter gekürt waren, dennoch die besten Ergebnisse. Purps-Pardigol erklärte dies damit, dass der Lehrer unterbewusst die schwächeren Schüler gestärkt habe, da er sie für die stärksten der Klasse hielt. Aus dieser Wertschätzung einer wichtigen Person sei auch das „Innere Bild“ der Kinder gewachsen und gestärkt worden. Unternehmer sollten sich deshalb immer fragen, wie sie die eigenen Mitarbeiter bestärken könnten und zu glücklichen Angestellten machen könnten. Dieser Weg habe schon bei einigen Firmen einen nachhaltigen Erfolg gebracht.
Eigenes und fremde Bilder
Er riet, dazu eine Umfrage im Unternehmen durchzuführen, um einmal den tatsächlichen Zustand zu überprüfen. Dabei würden sich häufig ganz andere Bilder ergeben, als die Vorgesetzten es vorher eingeschätzt hätten. Die diversen Erkenntnisse reicherte der Experte mit verschiedenen Studien aus der Hirnforschung an, band das Publikum immer wieder mit und nahm Bezug auf Interviews mit 150 Unternehmen zu dem Themenbereich, die er in den letzten Jahren geführt hatte. Eine Veränderung müsse aber immer im Kopf der Führungsspitze anfangen. „Es liegt in ihrer Hand, beziehungsweise in ihrem Gehirn, nutzen sie es“, so Purps-Pardigol. In der Podiumsdiskussion konkretisierte der Redner noch einige seiner Ausführungen und gab konkrete weitere Handlungsempfehlungen.
https://vimeo.com/220801039/a8c7ba0511
Viel zu erfahren
Im Anschluss erhielten die 160 Besucher umfassende Einblicke – von der Gefährdungsbeurteilung bis zur betrieblichen Gesundheitsförderung in verschiedenen Vorträgen. So sprachen etwa Dr. Jan Herold, Geschäftsleitung kfm. Bereich, Hch. Perschmann GmbH zum Thema Vertrauen durch Führung oder Dr. Gesa Horst-Schaper, Ltd. Ärztin des Institutes für Arbeitsmedizin, Arbeitssicherheit und Umwelt, Klinikum Braunschweig und Frank Göller, Leiter des Präventionsbereichs Aufsicht und Beratung, BG ETEM, über die Integration psychischer Belastungen in der Gefährdungsbeurteilung.