Mobiles Arbeiten bietet Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihre Arbeit flexibler zu gestalten und ihren Arbeitsplatz frei zu wählen. Das kann sowohl für das Unternehmen als auch für die Mitarbeitenden Vorteile bieten, gleichzeitig zeigen sich Herausforderungen. Lesen Sie in unserem konstruktiven Pro / Contra zwei Meinungen von Dirk Bode, Vorstand der fme AG, und Marcus Wendt, Geschäftsführer Wentronic Solutions GmbH.
Pro
Dirk Bode, Vorstand der fme AG
Selbstorganisierte Teams als Chance
Die Corona-Pandemie hat unseren Arbeitsalltag maßgeblich verändert. So herausfordernd diese Zeit war, so hat sie uns doch trotzdem die einmalige Möglichkeit gebracht, unsere Arbeitswelt neu zu überdenken und Arbeitsweisen anders zu gestalten.
Mobile Arbeit hat in den vergangenen Jahren einen regen Zulauf erhalten und ist aus der gegenwärtigen und zukünftigen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Trotzdem reagieren viele Menschen darauf mit den reflexartigen Argumenten: Mobiles Arbeiten hat irgendwie funktioniert, aber wir verlieren unsere Kulturen und Kontakte, deshalb kommen wir jetzt alle wieder zurück ins Büro.
Bei uns im Unternehmen gibt es keine festen, starren Vorgaben für Mobiles Arbeiten – der Schlüssel liegt darin, sich regelmäßig darüber auszutauschen, welche Schritte funktionieren und welche nicht. Minimalvoraussetzung ist, dass sich unsere Teams drei Tage im Quartal sehen sollten. Mittlerweile hat sich Mobiles Arbeiten bei uns in vielfältige Formen ausdifferenziert und weiterentwickelt: Einige Teams treffen sich zwei bis drei Mal pro Woche in persona; andere einmal im Monat.
Bei den Treffen vor Ort geht es vor allem darum, wirklich Zeit miteinander zu verbringen, gemeinsam etwas zu unternehmen und sich aktiv und intensiv auszutauschen. Persönliche Treffen bieten die Vorteile, dass man sich gewissermaßen miteinander „synchronisiert“.
Der persönliche Kontakt ist und bleibt wichtig. Ungeplante Begegnungen innerhalb des Unternehmens helfen beispielsweise dabei, neue Ideen zu entwickeln. Diese Begegnungen müssen jedoch nicht jeden Tag stattfinden. Die Lösung „Wir gehen alle wieder ins Büro“ ist für mich genau so kurz gedacht wie „Wir arbeiten fünf Tage die Woche im Home Office und treffen uns einmal im Jahr“. Eine Mitarbeiterin, die vor kurzem nach Potsdam umgezogen ist, hätte früher das Unternehmen verlassen müssen. Heute kann sie dank Mobiler Arbeit bei uns bleiben.
Hätten wir das Konzept der Mobilen Arbeit vor Corona versucht, hätten viele gesagt: Das geht nicht. Jetzt aber wissen wir, dass es funktioniert. Deshalb breche ich eine Lanze dafür, auch bei der Mobilen Arbeit mit Kreativität und Mut neue Ideen auszuprobieren.
Experimentieren, sich austauschen und dann nachsteuern – darin sehe ich eine große Chance. Dieser Prozess wird sich nicht innerhalb weniger Wochen abschließen lassen und bedarf viel Austausch und Offenheit. Jedes Unternehmen sollte dabei seinen eigenen Weg finden.
Contra
Marcus Wendt, Geschäftsführer Wentronic Solutions GmbH
„Mobiles Arbeiten – Worum sollte es denn wirklich gehen?“
Wir haben uns mit dem Thema ,Mobiles Arbeiten‘ seit langer Zeit sehr intensiv beschäftigt. Nicht erst seit Beginn der Pandemie und doch seitdem noch intensiver. Schon sehr früh haben wir alle Kollegen nach Hause geschickt, sie bestmöglich technisch ausgestattet, insofern ihre Tätigkeit das zugelassen hat. Anders als viele andere Unternehmen wollten wir nicht einfach auf einen Trend aufspringen, nur um ihm zu entsprechen. Wir schätzen Flexibilität und Effizienz. Wer tut das nicht?
Wir haben gelernt, dass wir in Online-Meetings sehr effizient sein können und viele davon waren vermutlich vergleichbar gut wie in Präsenz. Kreative Prozesse in der Gruppe sind unserer Erfahrung nach aber viel erfolgreicher, wenn wir in einem Raum sitzen, und Konflikte lassen sich so leichter lösen.
Für uns ist die Antwort inzwischen einfach: Es muss uns vor allem darum gehen, was am besten für das Unternehmen funktioniert. Auf welche Weise hat das Unternehmen die besten Chancen, erfolgreich zu sein? Das ist offensichtlich je nach Aufgabe, Tätigkeit und Position völlig unterschiedlich zu bewerten. Und das tun wir auch. Unsere Kollegen konnten, unter Berücksichtigung der Umstände, schon immer selbst entscheiden, wann sie zu Hause arbeiten. Wie im Spitzensport ist es auch in einer Firma so, dass einzelne Spieler ihre Interessen mit den Zielen und Herausforderungen des Teams in Einklang bringen müssen. Zumindest, wenn das Team im Wettbewerb bestehen und erfolgreich sein will. Es funktioniert nur so: Jeder muss dem Team helfen, maximal erfolgreich zu sein. Idealerweise bedingungslos.
Für Vertreter des Mobilen Arbeitens mag sich das hart und unflexibel anhören. Das sehen wir anders. Wir haben einfach gelernt, dass wir als Team die besten Ergebnisse erzielen, wenn wir an einem Ort zusammenarbeiten. Und zwar dann, wenn wir Gelegenheiten schaffen und nutzen, uns spontan zusammenzusetzen, oder uns einfach über den Weg laufen. Es gibt gute Gründe und Situationen, wann Mobiles Arbeiten absolut sinnvoll ist. Für Kollegen und die Firma. Flexibilität und Effizienz erfordert, alle Seiten zu betrachten. Auf den Punkt gebracht: Wir handeln so, dass es im besten Interesse der Firma ist. Dann haben wir gemeinsam die größte Chance auf Erfolg.