Hightech Entrepreneuship & Innovations Forum: Wo liegen Hürden für Innovationen in der Region?

Nachrichten aus der Region

04.07.2017

Philipp Rösler war einer der Stargäste auf dem Hightech Entrepreneuship & Innovations Forum, das vom AGV als Partner unterstützt wurde. Die Veranstaltung vom Lehrstuhl für Entrepreneurship am Campus der TU Braunschweig, wurde im Niedersächsisches Forschungszentrum für Fahrzeugtechnik durchgeführt. Auf dem Event wurden die nationale und regionale Bedeutung von High Tech Ausgründungen aus den Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum unterstrichen. Die hiesige Erfindungskraft ist enorm so der Tenor – doch wie kann gelingen daraus auch unternehmerische Erfolge entstehen zu lassen? Die Experten stellten verschiedene Sichtweisen vor.

 

Top-Speaker zu Gast

Ein Highlight der Veranstaltung war die Podiumsdiskussion auf der Dr. Philipp Rösler, Dr. Burton Lee, Dozent an der Stanford University und Florian Bernschneider, Hauptgeschäftsführer, Arbeitgeberverband Region Braunschweig e.V., teilnahmen. Dieser Teil der Veranstaltung begann mit einem Impulsvortrag zur Bedeutung von High Tech Spin-Offs von Rösler, Vorstandsmitglied des World Economic Forums, gestartet. Im Anschluss ging es die Paneldiskussion unter dem Motto Innovation vs. Invention. Hier waren neben Rösler, Lee und Bernschneider, noch Prof. Dr. Reimers, Vizepräsident, TU Braunschweig, Prof. Dr. Bikker, Vizepräsident, Ostfalia Hochschule und Marc Junker, Internationaler Business Angel mit von der Partie. Die Moderation übernahm Dr. Hubertus Porschen – Vorstand des Bundesverbands der Jungen Unternehmer.

 

Grundlagen schaffen

Rösler bemerkte, dass wenn es um Innovationen gehe, unternehmerisch gedacht werden müsse. Nur so würden aus Ideen Innovationen entstehen, die auch wirtschaftlich Sinn machen. Die Grundlagen dafür seinen Inkubatoren und Institute in denen dieser Geist herrsche. Das Niedersächsisches Forschungszentrum für Fahrzeugtechnik, sei ein gutes Beispiel dafür. Daneben brauche es natürlich die wirtschaftlichen Mittel. Es müssten auch Risikokapitalgeber gewonnen werden, die in späteren Phasen nach der Gründung, Mittel bereit stellen. Große Summen in der Wachstumsphase zu generieren, sei in Deutschland immer noch eine Hürde. Zudem sprach er sich dafür aus auf Interdisziplinarität zu setzen. Die Inkubatoren müssten sich noch mehr für verschiedenste Bereiche öffnen. Was man eben nicht schaffen könne, sei die unternehmerische Gestaltung, die unternehmerische Idee, diese müsse aber mitgedacht werden.

 

AGV will Brückenbauer sein

Florian Bernschneider sprach sich dafür aus, die Verzahnung von KMUs und Startups weiter zu stärken, so könnten beide Seiten profitieren. Der AGV wolle dort Brückenbauer und Vermittler sein. Man dürfe nicht vergessen, dass dabei auch kulturelle Unterschiede überbrückt werden müssten. In der Region habe man alle Assets, diese müssten in Zukunft noch stärker zusammen gebracht werden.  Zudem sei es wünschenswert, dass die Hochschulen und die Mittelständer noch enger zusammen rücken. Auch er mahnte die mangelnde Unterstützung aus der Politik an, die Gelder seien immer noch nicht an den richtigen Stellen. Gründergeist bedeute für ihn, eine Idee umzusetzen und trotz aller Widerstände an dem eigenen Vorhaben festzuhalten und hart dafür zu arbeiten.

 

 

Viele Baustellen – viel Kraft

Marc Junker, Internationaler Business Angel, bemerkte die niedrige Ausgründungslage aus deutschen Universitäten. Da habe man weiterhin Nachholbedarf. Aus seiner Erfahrung zeige sich, dass viele Startups nicht nur auf der Suche nach finanziellen Mitteln seien, sondern sich unternehmerisches Know How wünschen.

Marc Junker (links im Bild)

 

BWL – who cares?

Lee pflichtet ihm bei, dass viele Studiengänge an der Realität vorbeigingen. Man müsse zum Beispiel das BWL-Studium grundlegend überarbeiten. Niemand brauche die unzähligen Bankberater und Consultants, die aus den Hochschulen kämen.  Man müsse die Studiengänge an die Realität anpassen. Der Markt der Zukunft liege im IT-Bereich, es müsse vielmehr investiert werden, um dort kluge Köpfe auszubilden.

Dr. Burton Lee, Dozent an der Stanford University (in der Mitte)

Die Hochschulen sollten zudem kleiner denken, dafür sorgen das Clubs und Vereinigungen entstehen, in denen sich die Studenten austauschen könnten. Aus diesen Verbindungen würden die meisten Innovationen und Startups entstehen. In Amerika gebe es zudem ein anderes Mindset, Firmen würden gezielt auf Mitarbeiter setzen, die Gründertum in sich tragen würden. Junker bemerkte in diesem Zusammenhang eine größere Risikobereitschaft bei Geldgebern und Startups in den USA. Es werde dort weniger auf Sicherheit gegangen, das könne Innovationen enorm beschleunigen. Bikker und Reimers stellten heraus, dass bereits viel in der Region getan werde, um Innovationen und Startups zu fördern. Dennoch stellten sie fest, dass gerade die Finanzierung und Unterstützung in der Wachstumsphase zu wenig Beachtung auf der Seite der Politik erhalte. Die Pause beim Förderprogramm Exist sei extrem bedauerlich, nannten sie ein konkretes Beispiel.

 

Flammender Apell

Professor Dr. Reza Asghari, Inhaber der Gemeinschafts-Professur für Entrepreneurship an der TU Braunschweig und Ostfalia, meldete sich aus dem Publikum zu Wort und stellte klar. „Ohne unseren Mittelstand sind wir so reich wie Eritrea.“ Dies müsse man auf sich wirken lassen und dankbar für die Entwicklung sein. Er appelliert an die Zuhörer schneller und flexibler zu sein, Fehler zu akzeptieren und innovativ zu denken. So könne man Entwicklungen voran bringen.