Aufgrund der verordneten Schließungen bzw. Einschränkungen sind weiterhin Geschäfte vorrübergehend nicht für den regulären Kundenbetrieb geöffnet. Während somit vor allem der stationäre Handel aufgrund der Corona Pandemie immense Umsatzeinbrüche sowie zum Teil vollständige Umsatzausfälle zu verbuchen hat, bleibt der Onlinehandel weiterhin 24/7 für die Kunden geöffnet. Auch wenn es im Onlinehandel zu Einschränkungen kommen kann und sich ggf. auf Lieferengpässe sowie verlängerte Versandzeiten eingestellt werden muss, läuft das Geschäft immerhin weiter.
Die dadurch häufig aufgestellte Vermutung, dass vor allem der Onlinehandel als Gewinner aus der Corona Krise hervorgeht, ist allerdings nicht vollständig zutreffend, denn aufgrund der Corona Pandemie ist ein generelles Nachlassen der Kaufkraft zu beobachten, sodass auch der Onlinehandel sinkende Umsätze zu verbuchen hat. Laut Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) sei der E-Commerce im März 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast 20 Prozent zurückgegangen. Dabei sind insbesondere der Absatz von Kleidung sowie Elektronik stark eingebrochen. Nicht verwunderlich erscheint, dass hingegen solche Kategorien deutliche Zuwächse verzeichneten, die auch im Einzelhandel stark nachgefragt wurden. Darunter fallen Lebensmittel, Drogeriewaren, Medikamente und Do-it-yourself- bzw. Baumarkt-Sortimente.
Change als Chance – auch nach der Krise
Die Corona Pandemie hat gezeigt, wie schnell sich einst sicher geglaubte Strukturen als brüchig erweisen und teilweise auch existenzbedrohende Ausmaße annehmen können und stellt die deutsche Wirtschaft vor große Unsicherheiten, die spürbare Veränderungen mit sich bringt. Veränderungen werden meist mit negativen Aspekten assoziiert, da sie Ungewissheit über die Zukunft mit sich bringen, sodass wenig verwunderlich ist, dass viele Menschen Veränderungen eher skeptisch gegenüberstehen. Unter Druck und in unsicheren und ungewissen Zeiten ist jedoch zu beobachten, dass rasant und dynamisch neue Herangehensweisen und Strategien erprobt und etabliert werden. In Bezug auf den Onlinehandel beschreibt Gero Furchheim, Präsident des Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V., auf, dass aufgrund der Corona Pandemie „die Chancen des E-Commerce für die Versorgung der Kunden und die Geschäftsmodelle des Einzelhandels neu erlebt werden.“
Support Your Local – Best Practice in Braunschweig
Hingegen vieler Vermutungen, dass die Zukunft also online ist, geht der Trend vielmehr zum sogenannten Multi-Channel Vertrieb – und zwar in beide Richtungen. Um am Markt langfristig zu bestehen, gilt es also das Beste aus dem Analogen und Digitalen zu verbinden, Online und Offline zu ergänzen. Viele der ursprünglich reinen Online-Händler haben bereits offline Berührungspunkte geschaffen. Und nicht zuletzt der Versandriese Amazon selbst hält mit den Amazon-Go-Stores in den Innenstädten Einzug. Und so zeigt auch die Braunschweiger Initiative „support your local“, wie schnell und einfach sich neue Handelsstrukturen entwickeln lassen. Aufgrund der verordneten Schließungen sind auch ein Teil der Braunschweiger Geschäfte derzeit vorrübergehend nicht für den regulären Kundenbetrieb geöffnet, sodass kurzerhand Strukturen des Onlinehandels adaptiert wurden und viele EinzelhändlerInnen und GastronomInnen neue Liefer- und Bestellmöglichkeiten für die Braunschweiger BürgerInnen geschaffen haben. So liefern BäckerInnen Brot und Brötchen nun innerhalb der Stadtgrenzen aus und einst stationäre EinzelhändlerInnen verlagern ihre Schaufenster und Läden ins Internet und stellen ihre verfügbaren Waren auf der eigenen Website oder einem Instagram-Profil zur Bestellung aus. Sind diese Strukturen einst etabliert und funktionieren, wird nun auch in solchen Unternehmen oder bei jenen HänderInnen, die zuvor nur im stationären Handel tätig waren, die Frage immer lauter, inwiefern auch nach der Krise das Online-Geschäft als zweites Standbein aufrecht erhalten bleiben kann und auch Kunden über die Stadtgrenzen hinaus erreicht werden können.
Über die Stadtgrenzen hinaus verkaufen – Amazon als Sprungbrett
Der Aufbau eines eigenen Online-Shops und einer umfangreichen Logistik- und Versandstruktur ist für den Onlinehandel allerdings nicht zwingend notwendig. Die integrierte Verkaufsplattform des größten Onlineversandhändlers Amazon ermöglicht Unternehmen sowie HändlerInnen, sich die herausragende Stellung von Amazon einfach nutzbar zu machen und die E-Commerce Aktivitäten auf und auszubauen. Und das Potenzial ist enorm. Allein auf dem deutschen Markt setzt der Online-Gigant nach eigenen Angaben etwa 17 Milliarden Dollar um und bietet mehr als 229 Millionen Produkte in über 35 Hauptkategorien an. Es überrascht also nicht, dass der Amazon Marktplatz für immer mehr Menschen die erste Anlaufstelle zur Produkt- und Informationssuche geworden ist. Allein in Deutschland verzeichnet Amazon über 44 Millionen Kunden. Wer sich dieses Potenzial nutzbar machen und Amazon als weiteren Vertriebskanal nutzen möchte, sollte einige Punkte in Hinblick auf die Unternehmensstrategie beachten. In erster Linie muss beachtet werden, dass der Verkauf auf Amazon auch Kosten mit sich bringt, welche in einer Kalkulation berücksichtigt werden sollten. Hierbei müssen unter anderem mit den monatlichen 39 Euro (exkl. Umsatzsteuer) Verkäufergebühren sowie der Verkäuferprovision pro verkauftem Artikel von rund 12 Prozent gerechnet werden.
Für einen erfolgreichen Start für den Amazon-Vertrieb sind insbesondere kleine und handliche Produkte zwischen 15 Euro und 80 Euro lohnenswert. Diese bieten sich besonders für den Versand durch Amazon an, wobei Amazon (gegen eine geringe Gebühr) die Lagerung, den Versand an die Kunden, den Kundenservice und die Bearbeitung von Warenrücksendungen übernimmt. Über das europäische Versandnetzwerk erleichtert die Nutzung des Versands durch Amazon zudem den internationalen Verkauf und die Expansion in ganz Europa. Insbesondere Inhaber einer eingetragenen Marke profitieren von verschiedenen Tools, die Amazon zur Verfügung stellt, um Markenprodukte gezielt und exklusiv positionieren zu können und ein ganzheitliches sowie einprägsames Marken- und Einkaufserlebnis zu schaffen. Beispielsweise können Produktdetailseiten durch sogenannten Amazon Enhanced Brand Content (dt. erweiterte Markeninhalte) mit zusätzlichen Produkt- und Markeninformationen versehen werden, die dem Kunden einen Mehrwert in entscheidenden Phasen des Kaufentscheidungsprozesses bieten. Zusätzlich bietet der Aufbau eines eigenen integrierten Amazon Brand Stores (dt. Amazon Markenshop) Markeninhabern die Möglichkeit, ihre Marke deutlich besser zu bewerben. In einer Art Online-Shop auf dem Amazon Marktplatz können neben Markenbotschaften und Alleinstellungsmerkmalen der Produkte gezielt Kaufanreize geschaffen werden.
Amazon bietet HändlerInnen ein unglaubliches Potenzial Kunden auch über die Stadtgrenzen hinaus zu erreichen. Bisher entfällt nur etwa jeder achte Euro im Einzelhandel auf den ECommerce, da laut IHK-ibi-Handelsstudie 2017 der Großteil der HändlerInnen (n = 2.034) nach wie vor offline unterwegs ist. Lediglich 8% vertreiben Produkte über den Vertriebskanal Amazon, sodass für den Einzelhandel starkes Potenzial besteht mit einer neu aufgestellten Multi-Channel- Strategie die Krise bestmöglich zu überstehen und nach der Krise durchzustarten.
Weitere Information rund um den Themenbereich bietet die Amazon-Agentur FISCHER & HABEL als Urheber des Artikels. Alles weitere hier.