Vom Familienunternehmen zum Bildungskonzern
Seit ihrer Gründung im Jahr 1945 durch Hilde und Oskar Kämmer steht die Oskar Kämmer Schule (OKS) für Bildung, die Verantwortung übernimmt. Was einst mit Stenografie- und Schreibmaschinenkursen begann, ist heute ein bundesweit agierendes Bildungsunternehmen mit rund 1.300 Mitarbeitenden, 70 Standorten und sechs Tochtergesellschaften – darunter die Kämmer International Bilingual School (KIBS) in Hannover. Trotz ihres Wachstums ist die Schule ihren Werten treu geblieben: Qualität, Chancengleichheit und Innovationsfreude prägen die Arbeit bis heute.
Aus dem früheren Motto „üben, üben, üben“ ist „entdecken, gestalten, lernen“ geworden – ein Sinnbild für den Wandel von der Wissensvermittlung hin zur Kompetenzentwicklung in einer digitalen Welt. Als gemeinnützige GmbH handelt die OKS wirtschaftlich solide, ohne Gewinnorientierung. Überschüsse fließen direkt in die Weiterentwicklung der Bildungsangebote. Diese Struktur schafft pädagogische Freiheit, kurze Entscheidungswege und Eigenverantwortung – Merkmale, die das Lernen an der OKS prägen.
Tradition, Innovation und Verantwortung
Die Oskar Kämmer Schule versteht sich als Bildungspartner der regionalen Wirtschaft. In Zeiten von Fachkräftemangel und Strukturwandel bietet sie praxisnahe Weiterbildungen, Umschulungen und Integrationsmaßnahmen. Enge Kooperationen mit dem Arbeitgeberverband Region Braunschweig sowie mit Unternehmen und Verbänden sorgen für passgenaue Qualifizierungen. Ein besonderes Beispiel für gelebte Partnerschaft ist die Verbindung von Bildung und Sport: Gemeinsam mit Basketball-Weltmeister Dennis Schröder, der selbst einst eine Ausbildung an der OKS absolvierte, entsteht in Braunschweig eine bilinguale Grundschule. Als Bildungspartner der Basketball Löwen Braunschweig und weiterer Vereine wie Eintracht Braunschweig verbindet die Schule schulische Abschlüsse mit sportlicher Förderung – und bietet jungen Talenten eine Zukunft auch jenseits des Profisports. Finanziert wird die OKS durch Schulgelder, Fördermittel und Projektzuschüsse, trägt ihr wirtschaftliches Risiko aber vollständig selbst.
Auch Inklusion ist bei der OKS kein Projekt, sondern gelebter Alltag. Lernende mit Migrationsgeschichte, besonderen Bedürfnissen oder schwierigen sozialen Voraussetzungen werden individuell gefördert – mit Sprachkursen, sozialpädagogischer Begleitung und flexiblen Lernmodulen. Ziel ist Teilhabe, unabhängig von Herkunft oder Lebenssituation.
Digitalisierung und Bilingualität sind darüberhinaus zentrale Pfeiler der Schulentwicklung. Beispiel ist die Kämmer International Bilingual School: Sie arbeitet nach dem Immersionsprinzip. Kinder lernen Englisch durch Erleben. Als „Apple Distinguished School“ setzt sie Maßstäbe in digitalem Lernen – mit iPads, Coding-Unterricht und interaktiven Lernplattformen. Dieses Konzept wird nun auf den Standort Braunschweig übertragen. Parallel investiert die OKS unternehmensweit in digitale Lernmethoden, moderne Infrastruktur und Lehrkräftefortbildung. Auch in der Erwachsenenbildung setzt die Oskar Kämmer Schule Akzente. Rund ein Drittel der Teilnehmenden sind Erwachsene, die sich beruflich neu orientieren oder weiterqualifizieren. Die Nachfrage nach digitalen Kompetenzen, sozialem Arbeiten und Pflegequalifikationen wächst stetig. Mit flexiblen, oft berufsbegleitenden Kursmodellen reagiert die OKS auf diese Entwicklung.
Blick in die Zukunft
Die wirtschaftliche Stabilität der Schule beruht auf Vielfalt: den vier Geschäftsfeldern Schulische Bildung, Erwachsenenbildung, Arbeitsmarkt- und Integrationsdienste sowie Soziales & Sport. Diese Struktur ermöglicht es, flexibel auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren – von KI bis Inklusion. Neben der bilingualen Grundschule und Kita in Braunschweig arbeitet die OKS an Programmen zur Anwendung künstlicher Intelligenz in der Bildung, nachhaltigen Lernmodellen und Zertifikatskursen wie dem „KI-Scout“ in Kooperation mit der IHK. Damit unterstützt sie besonders kleine und mittlere Unternehmen bei der digitalen Transformation. Mit modernen Kommunikationsformaten wie dem Podcast *Oskars Welt* und Social-Media-Projekten positioniert sich die OKS als Stimme für zukunftsorientierte Bildung. Marketing versteht die Schule dabei nicht nur als Werbung, sondern als Dialog zwischen Bildung, Wirtschaft und Gesellschaft.
Ein Leben für die Bildung
Seit vielen Jahren fühlt sich der Arbeitgeberverband Region Braunschweig der Oskar-Kämmer-Schule – und ganz besonders ihrem Geschäftsführer Rüdiger Schmidt – in besonderer Weise verbunden. In einer Partnerschaft, die auf gegenseitigem Vertrauen, gemeinsamer Verantwortung und einem tiefen Verständnis für die Bedeutung von Bildung und Qualifizierung basiert, haben sich zahlreiche wertvolle Projekte und Initiativen entwickelt.
Als Zeichen dieser langjährigen Verbundenheit hat der AGV zum 80-jährigen Jubiläum einen Bonsai-Baum überreicht – ein Symbol für Beständigkeit, Sorgfalt und Pflege. So wie ein Bonsai über Jahre hinweg Form und Charakter gewinnt, so ist auch die Zusammenarbeit mit Rüdiger Schmidt gewachsen: durch kontinuierlichen Austausch, vorausschauendes Handeln und den gemeinsamen Willen, die Bildungslandschaft in der Region nachhaltig zu gestalten.
Als Rüdiger Schmidt vor über vier Jahrzehnten als junger Informatiklehrer an der Oskar-Kämmer-Schule begann, hätte er sich wohl kaum vorstellen können, welchen Weg die gemeinnützige Bildungseinrichtung einmal gehen würde. Heute, 80 Jahre nach ihrer Gründung, ist aus dem kleinen privaten Schulträger mit damals gerade einmal 100 Mitarbeitenden ein breit aufgestellter gemeinnütziger Bildungskonzern geworden – mit Tochtergesellschaften in Niedersachsen und dem gesamten norddeutschen Raum. Und Schmidt war einer der prägenden Köpfe dieser Entwicklung.
„Ich blicke mit Stolz auf das Unternehmen“, sagt Schmidt im Gespräch. „Wir haben uns immer wieder neu erfunden – mit neuen Zielgruppen, neuen Bildungsprodukten und einem klaren Blick auf die Bedürfnisse unserer Kunden. Wir waren immer ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen.“ Früher, erklärt Schmidt, kamen viele Aufträge von der Bundesagentur für Arbeit, heute liegt der Schwerpunkt in den Bereichen Schule, frühkindliche Bildung und Unternehmensqualifizierung.
Krise, Aufbruch und Wachstum
Nicht immer war der Weg geradlinig. Mitte der 2000er-Jahre stürzte die Oskar-Kämmer-Schule in eine tiefe Krise, als staatliche Bildungsaufträge wegbrachen. „Wir mussten damals jede Woche den Banken berichten“, erinnert sich Schmidt. „Aber wir haben uns da gemeinsam herausgearbeitet – durch Zusammenhalt, neue Ideen und viel Mut.“
Seitdem folgte eine Phase des Wachstums: Der Bildungsträger gründete neue Schulen und entwickelte innovative Bildungsangebote in den Bereichen Digitalisierung, Sprache, Migration sowie Pflege. Schmidt beschreibt die drei Säulen des Unternehmens als zentrale Geschäftsfelder: Arbeitsmarkt und Qualifizierung mit Coachings und Weiterbildungen für Arbeitsuchende, Schulen und Kitas von bilingualen Kindergärten bis zum Abitur sowie Unternehmensbildung mit passgenauen Weiterqualifizierungen für Betriebe, insbesondere im Mittelstand. Ein besonderes Aushängeschild ist die bilinguale internationale Schule in Hannover (KIPPS), an der Kinder vom Kindergartenalter an in englischer Sprache lernen. Diese Erfolgsgeschichte soll nun in Braunschweig fortgeschrieben werden – mit prominenter Unterstützung.
Dennis Schröder baut Schule in Braunschweig
Der Basketballstar Dennis Schröder, einst selbst Auszubildender an der Oskar Kämmer Schule, kehrt gewissermaßen zu seinen Wurzeln zurück. Gemeinsam mit Schmidt und seinem Team plant er eine neue bilinguale Grundschule in Braunschweig – inklusive Kindergarten. Schröder möchte dafür zwei Millionen Euro bereitstellen, erklärt Schmidt. „Das war ein bewegender Moment, als er das Commitment gegeben hat. Dennis will seiner Heimatstadt etwas zurückgeben – Bildung für die nächste Generation.“ Der Bau soll 2027 abgeschlossen sein, schon im kommenden Jahr soll die erste Klasse starten.
Ein Familienunternehmen mit Herz
Trotz seiner Größe sieht Schmidt die Oskar Kämmer Schule bis heute als Familienunternehmen. Entscheidungen werden pragmatisch getroffen – kurze Wege, viel Vertrauen, klare Werte. Diese Haltung hat das Unternehmen stark gemacht – ebenso wie die Netzwerke, die Schmidt über Jahrzehnte aufgebaut hat. Ob mit dem Arbeitgeberverband Region Braunschweig (AGV), mit Unternehmerverbänden oder in regionalen Bildungsinitiativen: Kooperation war für ihn stets zentral. „Wir sind ein Netzwerkplayer – Bildung funktioniert nur im Miteinander.“
„Bildung ist der Rohstoff unserer Zukunft“
Für Schmidt steht fest: Bildung bleibt das Fundament der Gesellschaft. „Deutschland hat keine natürlichen Ressourcen, aber kluge Köpfe. Bildung ist unser wichtigster Rohstoff.“ Deshalb setzt er auf Internationalität und Integration: Pflegeschülerinnen und -schüler aus Vietnam oder China lernen bei der Oskar-Kämmer-Schule Deutsch, absolvieren hier ihre Ausbildung und bleiben idealerweise in der Region. Auch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sieht Schmidt als zentrale Zukunftsthemen. „Wir müssen sie annehmen, nicht bekämpfen“, sagt er. „KI wird den Unterricht verändern – und wer sie nutzen kann, hat im Berufsleben einen Vorsprung.“
Nach 42 Jahren bei der Oskar Kämmer Schule blickt Rüdiger Schmidt auf eine beeindruckende Laufbahn zurück: Lehrer, Schulleiter, Prokurist, schließlich Geschäftsführer und Gesellschafter. Nun denkt der fünffache Vater und zehnfache Großvater langsam an den Ruhestand. „Ich bin Familienmensch“, sagt er. „Die nächsten Jahre gehören auch den Enkeln.“ Ganz loslassen will er aber nicht: „Vielleicht sehen wir uns beim 90-jährigen Jubiläum wieder – dann aus dem Aufsichtsrat.“