Möbel Homann in Braunschweigs Süden ist seit drei Generationen und 75 Jahren in Familienhand. Wie es dem Unternehmen in Krisenzeiten geht und was sich Geschäftsführer Felix Homann für die Region wünscht, verrät er im Gespräch mit dem AGV.
Homann hat drei Kinder und seine Wurzeln in der Region. Er ist in Braunschweig geboren. Nach einem neunjährigen Intermezzo in Cambridge/England, wo er auch sein BWL Studium abschloss, kehrte er mit seiner englischen Frau zurück in die Löwenstadt. „Braunschweig hat für mich einfach die perfekte Größe. Ich bin kein Großstadt-Mensch und hier habe ich einfach das perfekte Mittelding, nicht zu klein und nicht zu groß.“ Neben seiner Leidenschaft für sein Unternehmen und der Arbeit mit anderen Menschen, sind Schläger sein Ding. „Hockey und Golf sind schon lange meine Hobbys und mein Ausgleich zur Arbeit“, so Homann.
Vor seinem Einstieg ins Familienunternehmen hatte er nach seinem Studium zunächst in der Softwarebranche gearbeitet. „Ich hatte immer das Bedürfnis, mit Dingen zu arbeiten, auf die man sich wirklich setzen kann, die man anfassen kann.“ Vermutlich liegt dieser Wunsch in der Familientradition. Nach seinem Vater Olaf ist Felix Homann nun die dritte Generation der Familie, die das Unternehmen leitet. Gegründet wurde es vor 75 Jahren vom Großvater Karl-Heinz Homann. „Es ist schon ein großes Privileg und eine Herausforderung, ein so erfolgreich und gut geführtes Unternehmen zu übernehmen.“ Seinen Führungsstil bezeichnet Homann als direkt und ehrlich. „Ich bin dafür, Dinge offen anzusprechen und handhabe das auch so. Meine Mitarbeiter wissen aber auch, dass meine Tür immer offen steht.“
Mittlerweile ist das Team auf über 40 Mitarbeiter angewachsen. Neue Fachkräfte zu finden, die auf den über 10.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche in Stöckheim Möbel und Küchen präsentieren, wird zunehmend herausfordernd. „Am liebsten bilden wir die Mitarbeiter selbst aus. Aber natürlich merken auch wir, dass es zunehmend anspruchsvoller wird, ein passendes Teammitglied zu finden. Soziale Netzwerke wie Facebook oder Instagram nutzen wir mittlerweile intensiv, um die Zielgruppen zu erreichen.“ Die Corona-Pandemie ist natürlich auch am Unternehmen nicht spurlos vorbeigegangen. Grundsätzlich habe die Möbelbranche aber unter der Corona-Pandemie nicht so stark gelitten. „Statt Geld beispielsweise für Urlaub auszugeben, investierten die Menschen in die eigenen vier Wände. Besonders Gartenmöbel sind aktuell gefragt, da haben wir noch einmal unser Sortiment erweitert.“ Was das Geschäft betrifft, dürften die Umsätze sinken, wenn Corona vorüber ist, vermutet Homann. „Die Menschen werden dann wieder mehr in den Urlaub fahren, in Restaurants gehen, andere Dinge tun.“ Den durchaus vorhandenen Umsatzrückgang werde man auch nicht wieder ausgleichen können.
Für die Entscheidungen der Politik fehlt ihm mittlerweile das Verständnis, da aus seiner Sicht immer mehr Dinge unverständlich seien. „Wieso darf der Blumenladen und der Buchhandel öffnen, aber ein Möbelhaus nicht? Das erschließt sich mir einfach nicht, Hygienekonzepte können wir ja genauso umsetzen. Da wird mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen und das ärgert mich. Am Anfang der Pandemie habe ich wirklich Verständnis für die Maßnahmen gehabt, aber mittlerweile ist das alles einfach nicht mehr nachvollziehbar.“ Dass nun immerhin mit Termin geshoppt werden könne, erleichtere die Situation zumindest etwas, wobei der Aufwand natürlich enorm sei. Die Kunden würden das Terminshopping gut annehmen. Die Termine über die Homepage oder per Telefon sind gut gebucht.
Obwohl Ausstellungsware auch über das Internet vertrieben werde, möchte Homann trotzdem zukünftig kein reiner Internethändler werden. „Unsere Philosophie ist, die Kunden vor Ort zu beraten und man merkt, das dies in der Pandemie fehlt. Es gehört auch ein Stück weit Vertrauen dazu, wenn man eine Küche kauft, fremde Menschen zur Ausgestaltung in die eigenen vier Wände zu lassen.“ Man habe zwar viele Dinge digitalisieren können und biete auch Videoberatung an, aber der direkte Austausch fehle einfach. Der Unternehmer glaubt, dass der Kontakt mit den Kunden nach der Krise auch wieder auf das vorherige Niveau zurückkehre. Ihm persönlich fehlt der direkte Austausch mit anderen Menschen ebenfalls sehr. „Ich bin ein kommunikativer Mensch und engagiere mich z. B.im Rotary Club. Dieser direkte Austausch, der geht in den Videokonferenzen verloren. Wenn sie uns auch hin und wieder den Fahrtweg und Zeit sparen, aber die persönlichen Nebengeräusche fehlen mir einfach.“
Wenn Felix Homann einen Wunsch für die Region frei hätte, dann wäre dies ein Schub für die Digitalisierung. „Wir haben leider so langsames Internet bei uns am Standort, dass es uns zeitweise gar nicht möglich ist, die Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken, da sie von Zuhause nicht vernünftig auf unsere Netzwerke zugreifen können. Wir haben uns dann mit Wechselschichten beholfen, um die Büros einzeln besetzen zu können. Zum Glück haben wir den Platz und sind flexibel, aber dass wir an diesen Themen immer noch hängen, das macht mich wirklich fassungslos.“ Ähnlich ärgerlich sei das Thema der Verkaufsoffenen Sonntage. „Da wir nicht zur Innenstadt gehören, durften wir an verkaufsoffenen Sonntagen nicht öffnen. Wenn wir Corona hinter uns gelassen haben, dann wäre es schön, wenn auch die Peripherie der Stadt ihre Pforten öffnen dürfte“, findet Homann abschließend.